Dosierung/AnwendungDie Behandlung sollte von Ärztinnen bzw. Ärzten mit Qualifikation und Erfahrung in der Diagnostik und Behandlung von Patienten mit Hypoparathyreoidismus eingeleitet und überwacht werden.
Die Dosierungsempfehlungen für Yorvipath beziehen sich auf μg PTH (1-34). Die Dosis ist individuell für jeden Patienten auf der Grundlage des Serumcalciumspiegels festzulegen. Die optimale Dosis nach der Titration ist die Minimaldosis, die zur Prophylaxe einer Hypocalciämie erforderlich ist. Dies ist die Dosis, bei welcher der Serumcalciumspiegel im Normbereich bleibt, ohne dass Bedarf an aktiven Formen von Vitamin D oder an Calciumpräparaten besteht, die über die empfohlene Nahrungsergänzung für die Allgemeinbevölkerung hinausgehen (im Allgemeinen unter 600 mg Calcium pro Tag). Die Dosen von aktiven Formen von Vitamin D sowie von Calciumpräparaten müssen vor Beginn und während der Behandlung mit Yorvipath basierend auf dem Calciumwert im Serum angepasst werden (siehe unten).
Bei Patienten, bei denen auch unter der Maximaldosis von 30 μg Yorvipath pro Tag weiterhin eine Hypocalciämie besteht, kann eine gleichzeitige Gabe therapeutischer Calciumdosen und/oder von aktiven Formen von Vitamin D erforderlich sein.
Vor Beginn der Behandlung
Das 25(OH)-Vitamin D im Serum soll bei mindestens 1 Bestimmung innerhalb von zwei Wochen vor der ersten Palopegteriparatid-Dosis im Normbereich und das Serumcalcium stabil im oder leicht unterhalb des Normbereichs (1,95 – 2,64 mmol/l [7,8 – 10,6 mg/dl]) liegen.
Beginn der Behandlung
Die empfohlene Anfangsdosis ist 18 μg einmal täglich. Anschliessend wird die Dosis in Schritten von 3 μg alle 7 Tage in einem Dosisbereich von 6 bis 30 µg pro Tag angepasst (siehe Abbildung 1).
Zu Beginn der Behandlung mit Yorvipath (d.h. ab dem Tag der ersten Dosis) muss die bisher verwendete Dosierung von aktivem Vitamin D oder Calciumpräparaten wie in Tabelle 1 angegeben angepasst werden:
Tabelle 1: Dosisanpassung von aktivem Vitamin D und Calcium
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Albumin-korrigierte Calciumkonzentration im Seruma
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Bisherige Calcitriol-Dosis
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Anpassung der Calcitriol-Dosis
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Anpassung der Calcium-Dosis Sb
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≥2,07 mmol/l (≥8,3 mg/dl)
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> 1 µg / Tag
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Reduktion der Calcitriol-Dosis -um ≥50%
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Beibehaltung der bisherigen Calcium-Dosis
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≥2,07 mmol/l (≥8,3 mg/dl)
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≤1 µg / Tag
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Calcitriol absetzen
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Beibehaltung der bisherigen Calcium-Dosis
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≥1.95 bis < 2.07 mmol/l (≥7.8 bis < 8.3mg/dl)
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jede Dosis
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Reduktion der Calcitriol-Dosis um ≥50%
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Beibehaltung der bisherigen Calcium-Dosis
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≥1.95 mmol/l (≥7.8 mg/dl)
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keine Anwendung von aktivem Vitamin D
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nicht zutreffend
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Reduktion der täglichen Calcium-Dosis um mindestens 1500 mg; falls bisherige Calcium-Dosis ≤1500mg: Calciumpräparate vollständig absetzenc
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a Albumin-korrigierte Calciumkonzentration im Serum
b Alle Dosisangaben beziehen sich auf elementares Calcium.
c Falls zur Einhaltung der Empfehlungen für die tägliche Zufuhr von Calcium mit der Nahrung eine Supplementierung indiziert ist, kann die Fortführung der Calciumgabe als Nahrungsergänzung in Dosen von ≤600 mg pro Tag in Betracht gezogen werden, statt Calcium ganz abzusetzen.
Dosistitration und Erhaltungstherapie bei Calciumkonzentrationen im Serum < 12mg/dl
Die Calciumkonzentration im Serum muss während der Titration überwacht werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Die Dosis von Yorvipath kann in Intervallen von mindestens 7 Tagen in Schritten von jeweils 3 μg gesteigert werden (siehe Abbildung 1). Die Dosis darf nicht öfter als alle 7 Tage erhöht werden. Im Falle einer Hypercalciämie darf die Dosis von Yorvipath nicht öfter als alle 3 Tage in Schritten von jeweils 3 μg gesenkt werden (siehe Abbildung 1).
7 Tage nach der ersten Dosis muss das Serumcalcium bestimmt werden. Die adäquate Dosierung von Yorvipath, aktivem Vitamin D und Calciumpräparaten ist dann entsprechend Abbildung 1 festzulegen.
Nach jeder nachfolgenden Änderung der Dosis von Yorvipath, aktivem Vitamin D oder Calciumpräparaten soll der Patient auf klinische Symptome einer Hypocalciämie oder Hypercalciämie überwacht werden. Innerhalb von 7-14 Tagen nach der Dosisanpassung soll ausserdem das Serumcalcium bestimmt werden. Ggf. muss die Dosis von Yorvipath, aktivem Vitamin D und/oder Calciumpräparaten erneut entsprechend Abbildung 1 angepasst werden. Änderungen der Dosis von Yorvipath, aktivem Vitamin D oder Calciumpräparaten sind jeweils am gleichen Tag vorzunehmen.
Als Erhaltungsdosis soll jene Dosis festgelegt werden, unter der das Serumcalcium im Normbereich bleibt, ohne dass zusätzlich aktive Formen von Vitamin D oder therapeutische Calciumdosen benötigt werden. Calciumpräparate in ausreichender Dosis für den Ernährungsbedarf (≤600 mg pro Tag) können optional fortgeführt werden.
Wenn auf diese Weise eine entsprechende Erhaltungsdosis erreicht wurde, sollten weitere Kontrollen des Serumcalciums mindestens alle 4-6 Wochen oder bei entsprechenden klinischen Symptomen erfolgen. Das 25(OH)-Vitamin D im Serum sollte entsprechend dem üblichen Therapiestandard überwacht werden. Die zusätzliche Gabe eines 25(OH)-Vitamin D-Präparats (nicht-aktives Vitamin D) kann erforderlich sein, um normale Calciumspiegel im Serum zu erreichen.
Für eine Therapiedauer von mehr als drei Jahren liegen bisher keine Erfahrungen vor.
Abbildung 1: Titration von Yorvipath, aktivem Vitamin D und Calciumpräparaten
Calcium im Serum niedrig (< 2,07 mmol/l [< 8,3 mg/dl]):

Calcium im Serum normal (≥2,07 bis ≤2,64 mmol/l [≥8,3 bis ≤10,6 mg/dl]):

Calcium im Serum hoch (≥2,65 bis < 3,00 mmol/l [≥10,7 bis < 12,0 mg/dl]):

Dosistitration und Erhaltungstherapie bei Calciumkonzentrationen im Serum ≥12mg/dl
Die Behandlung muss für 2 bis 3 Tage unterbrochen werden. Danach muss das Serumcalcium erneut kontrolliert werden. Wenn das Serumcalcium wieder bei < 3,00 mmol/l [< 12 mg/dl] liegt, sollte die Titration von Yorvipath, aktivem Vitamin D und Calciumpräparaten anhand des zuletzt bestimmten Calciumspiegels entsprechend Abbildung 1 wieder aufgenommen werden. Liegt das Serumcalcium noch immer bei ≥3,00 mmol/l [≥12 mg/dl], soll Yorvipath für weitere 2 bis 3 Tage ausgesetzt werden. Danach muss das Serumcalcium erneut kontrolliert und wie oben beschrieben vorgegangen werden. (bezüglich Hypercalciämie siehe auch «Warnhinweise und Vorsichtmassnahmen»).
Versäumte Dosis
Wenn innerhalb von 12 Stunden bemerkt wird, dass eine Dosis versäumt wurde, ist die Injektion so bald wie möglich nachzuholen. Sind seit der vorgesehenen Injektion bereits mehr als 12 Stunden vergangen, ist die versäumte Dosis auszulassen und die nächste Dosis zum nächsten geplanten Zeitpunkt zu verabreichen.
Unterbrechen oder Absetzen der Therapie
Eine Unterbrechung der täglichen Verabreichung sollte vermieden werden, um Schwankungen des PTH-Spiegels im Serum zu minimieren. Das Unterbrechen oder Absetzen der Behandlung kann zu einer Hypocalciämie führen. Wenn die Behandlung für 3 oder mehr aufeinanderfolgende Tage unterbrochen wird, müssen die Patienten auf Anzeichen einer Hypocalciämie überwacht werden, und eine Bestimmung des Serumcalciums sollte in Betracht gezogen werden. Falls indiziert, soll die Behandlung mit Calciumpräparaten und aktivem Vitamin D wieder aufgenommen werden.
Nach einer Unterbrechung sollte die Behandlung so bald wie möglich mit der zuvor verordneten Dosis wieder aufgenommen werden. Wenn die Behandlung nach einer Unterbrechung fortgesetzt wird, muss das Serumcalcium bestimmt werden, und die Dosen von Yorvipath, aktivem Vitamin D und Calciumpräparaten müssen gemäss Abbildung 1 angepasst werden.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Ältere Patienten
Eine Dosisanpassung aufgrund des Alters ist nicht erforderlich (siehe «Pharmakokinetik»).
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Palopegteriparatid wurde bisher nur bei Erwachsenen untersucht. Yorvipath sollte daher bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht angewendet werden.
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Bei Patienten mit einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) von ≥30 ml/min ist keine Dosisanpassung erforderlich. Bei Patienten mit einer eGFR von < 45 ml/min sollte jedoch der Serumcalciumspiegel häufiger bestimmt werden. Bei Patienten mit Hypoparathyreoidismus und schwerer Nierenfunktionsstörung (eGFR < 30 ml/min) wurde Yorvipath nicht untersucht (siehe «Pharmakokinetik»).
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Yorvipath wurde bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung nicht untersucht und sollte bei diesen Patienten mit Vorsicht angewendet werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Art der Anwendung
Yorvipath muss als subkutane Injektion in die Bauchdecke (links oder rechts) oder in die Vorderseite eines Oberschenkels (links oder rechts) verabreicht werden. Die Injektionsstelle soll jeden Tag gewechselt werden.
Aufgrund des Risikos einer orthostatischen Hypotonie (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen») sollte bei der ersten Injektion von Yorvipath die Möglichkeit gegeben sein, dass der Patient sich hinsetzen oder hinlegen kann. Treten bei einem Patienten vasodilatatorische Symptome auf, wird empfohlen, die Injektion jeweils im Liegen (z.B. vor dem Schlafengehen) vorzunehmen.
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