Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenSynacthen darf nur unter ärztlicher Überwachung appliziert werden.
Bei diagnostischer und therapeutischer Anwendung
Bei Patienten, die neben der mit Tetracosactid zu behandelnden Grunderkrankung zu Allergien neigen oder an einer allergischen Krankheit - insbesondere Asthma - leiden, darf Synacthen nur dann therapeutisch eingesetzt werden, wenn andere Massnahmen nicht zum Ziele führen und der Schweregrad der Erkrankung es rechtfertigt. Auch der Synacthen-Test darf bei diesen Allergikern nur dann durchgeführt werden, wenn vorgängig keine ACTH-Präparate verabreicht worden sind. Auf jeden Fall aber muss der Arzt darauf vorbereitet sein, einer etwaigen anaphylaktischen Reaktion nach der Synacthen-Injektion sofort begegnen zu können.
Vor der Anwendung von Synacthen muss sich der Arzt erkundigen, ob der Patient an allergischen Krankheiten - insbesondere an Asthma - leidet oder allgemein zu Allergien neigt. Er sollte sich auch erkundigen, ob der Patient schon früher mit ACTH-Präparaten behandelt worden ist und sich vergewissern, dass dabei keine Überempfindlichkeitsreaktionen aufgetreten sind (s. «Kontraindikationen»).
Treten während oder nach einer Injektion lokale oder systemische Überempfindlichkeitsreaktionen auf, wie z.B. starke Rötung und Schmerzen an der Injektionsstelle, Urtikaria, Pruritus, Hitzewallung, ausgeprägtes Unwohlsein, Dyspnoe, so ist Tetracosactid abzusetzen und von jeglicher zukünftigen Anwendung von ACTH-Präparaten abzusehen.
Diese Reaktionen treten vornehmlich innerhalb von 30 min nach der Injektion auf. Der Patient sollte deshalb während dieser Zeit unter Beobachtung bleiben. Bei einer schweren anaphylaktischen Reaktion müssen als Sofortmassnahme Adrenalin (0.4-1 ml einer 1‰ Lösung i.m. oder 0.1-0.2 ml einer 1‰ Lösung in 10 ml physiologischer Kochsalzlösung langsam i.v.) sowie Kortikosteroide i.v. in hohen Dosen (evtl. wiederholt) verabreicht werden.
Phäochromozytom: nach systemischer Verabreichung von Corticosteroiden wurde über Phäochromozytom-Krisen berichtet, teilweise mit letalem Ausgang.
Corticosteroide sollten daher bei Patienten mit bekanntem oder vermutetem Phäochromozytom nur nach entsprechender Evaluierung des Risiko/Nutzen-Verhältnisses verabreicht werden. Treten bei einem Patienten unter Behandlung mit Corticotropin (ACTH) potentielle Symptome einer Phäochromozytom-Krise wie hypertensive Krise, Herzversagen, Tachykardie, Kopf-, Abdominal- und/oder Thoraxschmerzen auf, sollte an die Möglichkeit eines bisher unbekannten Phäochromozytoms gedacht werden.
Bei diagnostischer Anwendung
Mangelnde diagnostische Genauigkeit
Beim Synacthen-Test kann durch einen veränderten Transcortin (CBG)-Spiegel in einigen besonderen klinischen Situationen ein veränderter Plasma-Cortisol-Spiegel vorgetäuscht werden. Dies kann unter anderem auftreten bei Patienten, die orale Kontrazeptiva einnehmen, nach einer Operation, Patienten mit kritischem Gesundheitszustand, Patienten mit schweren Lebererkrankungen, und Patienten mit nephrotischem Syndrom. Es können in diesen Fällen alternative Parameter (z.B. Speichel-Cortisol, freier Cortisol-Index, Plasma-freies Cortisol) verwendet werden, um die Integrität der Hypophysen-Nebennieren-Achse zu beurteilen.
Bei therapeutischer Anwendung
Wird Synacthen bei einer der folgenden Erkrankungen angewendet, sind die Risiken gegen den möglichen Nutzen der Behandlung abzuwägen: unspezifische Colitis ulcerosa, Divertikulitis, vor kurzem angelegte Darmanastomose, Hypertonie, Neigung zu Thromboembolien, Osteoporose, Myasthenia gravis.
Plötzliches oder rasches Absetzen des Präparates nach längerdauernder Behandlung kann zu NNR-Insuffizienz führen, die in Belastungssituationen lebensbedrohlich verlaufen kann (s. «Unerwünschte Wirkungen»).
Vorsicht ist des Weiteren bei Patienten geboten, die gleichzeitig mit Synacthen Salizylate, orale Antikoagulantien oder die Kaliumausscheidung fördernde Diuretika erhalten (s. «Interaktionen»).
Bei operativen Eingriffen oder verletzungsbedingten Stresssituationen während oder bis zu einem Jahr nach Beendigung der Synacthen-Therapie kann eine Erhöhung der Synacthen-Dosis bzw. eine Wiederaufnahme der Therapie mit Synacthen erforderlich werden. Eine zusätzliche Verabreichung rasch wirkender Kortikosteroide kann nötig werden. Es ist die niedrigste wirksame Dosis Kortikosteroid anzuwenden. Wenn diese Dosis verringert werden muss, so sollte dies stufenweise geschehen. Relative Insuffizienz der Hypophysen-Nebennieren-Achse wird durch längerfristige Verabreichung verursacht und kann nach Abbruch der Behandlung für einige Monate fortbestehen. Daher sollte eine angemessene adrenokortikale Therapie in Betracht gezogen werden.
Eine Natrium- und Wasserretention lässt sich oft durch eine salzarme Diät vermeiden oder beheben. Bei langfristiger Behandlung kann gelegentlich eine Kaliumsubstitution erforderlich sein.
Die Wirkung von Tetracosactid kann durch Hypothyreose oder Leberzirrhose verstärkt werden.
Bei Langzeittherapie mit Tetracosactid kann es zur Entstehung eines posterioren subkapsulären Katarakts und eines Glaukoms kommen.
Unter der Behandlung mit Tetracosactid kann es zu psychischen Veränderungen kommen (z.B. Euphorie, Insomnie, Stimmungsschwankungen, Persönlichkeitsveränderungen, schwere Depression und sogar eindeutig psychotische Symptome). Bestehende emotionelle Instabilität oder psychotische Tendenzen können verstärkt werden.
Synacthen ist bei Patienten mit Keratokonjunktivitis herpetica mit Vorsicht anzuwenden, da die Möglichkeit einer Hornhautperforation besteht.
Eine latente Amöbiasis kann durch Synacthen aktiviert werden. Es empfiehlt sich daher, vor Beginn der Behandlung eine latente oder aktive Amöbiasis auszuschliessen.
Ist Synacthen bei Patienten mit latenter Tuberkulose oder positiver Tuberkulin-Reaktion indiziert, ist eine strenge Überwachung erforderlich, da die Krankheit reaktiviert werden kann. Bei Langzeittherapie sollten solche Patienten eine Chemoprophylaxe erhalten.
Immunisierungsmassnahmen mit Lebendviren während der Behandlung mit Synacthen dürfen nicht durchgeführt werden, da die Antikörperreaktion vermindert ist.
Bei Diabetes mellitus und mittelschwerer oder schwerer Hypertonie muss die medikamentöse Behandlung der Grunderkrankung neu eingestellt werden.
Bei sorgfältiger Beachtung der individuellen Dosierung ist es unwahrscheinlich, dass Synacthen das Wachstum bei Kindern hemmt. Dennoch sollte unter Langzeitbehandlung das Wachstum überwacht werden.
Bei Säuglingen und Kleinkindern sollten unter der Behandlung mit Synacthen regelmässige echokardiographische Untersuchungen vorgenommen werden, da unter Langzeitbehandlung mit hohen Dosen eine reversible Hypertrophie des Myokards auftreten kann (s. «Unerwünschte Wirkungen»).
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Ampulle (1 ml), d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
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