Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenAllgemeine Warnhinweise unabhängig von der Indikation:
Als Folge einer Therapie mit β2-Agonisten (vor allem bei parenteraler Verabreichung und Anwendung mittels Vernebler) sowie bei gleichzeitiger Verabreichung von Xanthinderivaten oder Diuretika (vgl. «Interaktionen») kann eine unter Umständen ausgeprägte Hypokaliämie auftreten. In diesen Situationen wird eine Überwachung der Serumkaliumspiegel empfohlen.
Ventolin kann wie andere β2-Agonisten zu reversiblen metabolischen Veränderungen führen, z.B. zu erhöhten Glukose-Blutspiegeln. Diabetiker können diese unter Umständen nicht kompensieren, und das Auftreten einer Ketoazidose ist gemeldet worden. Die gleichzeitige Verabreichung von Kortikosteroiden kann diesen Effekt verstärken.
Diabetiker und Patienten mit Kortikoid-Therapie müssen daher sorgfältig überwacht werden.
Besondere Vorsicht ist bei gleichzeitiger Therapie mit Arzneimitteln geboten, die die kardiale Toleranz gegenüber Salbutamol und die Herz-Kreislaufregulation beeinträchtigen, eine Hypokaliämie verstärken, den Augeninnendruck erhöhen oder einen Bronchospasmus verursachen können (vgl. «Interaktionen»).
Wegen des Risikos eines akuten Engwinkelglaukoms sollten salbutamolhaltige Präparate nur bei Einhaltung entsprechender Vorsichtsmassnahmen mit Anticholinergika (z.B. Ipratropiumbromid) kombiniert werden (vgl. «Interaktionen»).
Bei Patienten mit folgenden Erkrankungen bzw. Zuständen ist besondere Vorsicht geboten: Hyperthyreose, Hypertonie, Tachykardie, tachykarde Arrhythmie, hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie, frischer Herzinfarkt, schwere koronare Herzkrankheit, Myokarditis, Mitralklappenfehler, Wolff-Parkinson-White-Syndrom, Phäochromozytom, Diabetes mellitus, Krampfneigung, Hypokaliämie sowie bei vorausgegangener Behandlung mit Sympathomimetika in hoher Dosierung.
Bei älteren Patienten mit kardiovaskulären Begleiterkrankungen, die durch Beta2-Agonisten ungünstig beeinflusst werden können, sollte die Verabreichung von Ventolin mit besonderer Vorsicht erfolgen. Allgemein sollte die Dosisselektion für ältere Patienten in der Regel an der unteren Grenze des Dosierungsbereichs beginnen, unter Berücksichtigung der erhöhten Prävalenz von Begleiterkrankungen (insbesondere eingeschränkter Leber-, Nieren- oder Herzfunktion) und Komedikationen.
Warnhinweise für die Anwendung bei Bronchospasmus bzw. Status asthmaticus:
Bei der Behandlung schwerer Bronchospasmen oder im Status asthmaticus ersetzt die parenterale Ventolin-Gabe nicht die nötige Kortikosteroid-Therapie. Insbesondere sollte bei einer plötzlichen und fortschreitenden Verschlechterung des Asthmas, welche potentiell lebensbedrohlich ist, die Einleitung bzw. Dosiserhöhung einer Kortikosteroid-Therapie in Betracht gezogen werden.
Falls möglich, sollte gleichzeitig mit Ventolin Sauerstoff verabreicht werden, insbesondere bei Behandlung hypoxischer Patienten.
Die Notwendigkeit einer Dosissteigerung von β2-Agonisten kann auf eine nicht optimale Therapie oder auf eine Verschlechterung des Asthmas hinweisen. Daher sollte der Therapieplan überprüft und gegebenenfalls eine zusätzliche Therapie mit einem Kortikosteroid in Erwägung gezogen werden.
Das Ansprechen auf die Therapie sollte mittels Lungenfunktionsprüfungen überwacht werden.
Es liegen sehr seltene Meldungen über das Auftreten von Laktatazidose in Verbindung mit hohen therapeutischen Gaben einer kurzwirkenden β-Agonisten-Therapie in intravenöser oder Sprayform vor, und zwar vorwiegend bei Patienten, die wegen einer akuten Asthmaexazerbation behandelt wurden (vgl. «Unerwünschte Wirkungen»). Ein Anstieg der Laktatspiegel kann zu Dyspnoe und kompensatorischer Hyperventilation führen, die fälschlicherweise als Anzeichen für ein Fehlschlagen der Asthmatherapie interpretiert werden und zu einer unangebrachten Intensivierung der Therapie mit kurzwirkenden β-Agonisten führen könnten. Daher wird empfohlen, die Patienten unter diesen Umständen auf die Entwicklung von erhöhten Laktatspiegeln im Serum und eine daraus entstehende Laktatazidose zu überwachen.
Warnhinweise für die Anwendung bei vorzeitiger Wehentätigkeit:
Eine Entscheidung über die Einleitung einer Behandlung mit Betamimetika sollte nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.
Ventolin sollte mit Vorsicht und nur in Einrichtungen mit geeigneter Ausstattung angewendet werden, in denen eine kontinuierliche Überwachung von Mutter und Foetus (siehe unten) gewährleistet ist. Grundsätzlich sollte bei tokolytischer Therapie der Zustand der foetoplazentaren Einheit durch die üblichen Untersuchungsverfahren abgeklärt werden.
Besondere Vorsicht ist bei vorbestehender Hypotonie sowie bei Vorliegen einer Gestose geboten.
Während der Anwendung von Ventolin müssen Herzfrequenz, Blutdruck, EKG, Elektrolyt und Flüssigkeitshaushalt der Schwangeren kontinuierlich überwacht werden. Da Betamimetika mit einer Senkung des Kaliumspiegels im Serum in Verbindung gebracht werden, wodurch das Risiko für Arrhythmien erhöht wird, muss insbesondere der Kaliumspiegel überwacht werden. Bei vorbestehender Hypokaliämie ist vor Beginn einer Tokolyse eine orale Kaliumsubstitution vorzunehmen.
Bei Diabetikerinnen müssen darüber hinaus Glukose- und Laktatspiegel kontrolliert werden
Die fetale Herzfrequenz sollte ebenfalls kontinuierlich überwacht werden.
Betamimetika dürfen bei Patientinnen, die eine ischämische Herzerkrankung oder entsprechende Risikofaktoren aufweisen, nicht zur Tokolyse verwendet werden (vgl. «Kontraindikationen»). Vor Beginn einer Behandlung mit Ventolin sollte ein EKG durchgeführt werden, um eine eventuelle Kontraindikation rechtzeitig zu erkennen. Auch bei Vorliegen anderer Herzerkrankungen (wie z.B. Herzklappenerkrankungen, Tachyarrhythmien oder Herzinsuffizienz) dürfen Betamimetika nicht angewendet werden. Ggf. (insbesondere bei vermuteter Herzerkrankung) sollte vor Anwendung von Ventolin eine entsprechende Beurteilung des kardiovaskulären Status der Patientin durch einen erfahrenen Kardiologen vorgenommen werden.
Da unter dem Einfluss von Betamimetika die Harnausscheidung abnimmt, ist eine übermässige Flüssigkeitszufuhr zu vermeiden. Bei infusionspflichtigen Patientinnen wird empfohlen, eine Infusionsmenge von 1500 mL nicht zu überschreiten. Die Anwendung von Ventolin mittels Infusionspumpe ist vorzuziehen, um das Risiko einer Hypervolämie zu minimieren. Die Kochsalzzufuhr ist in allen Fällen einzuschränken, und die Flüssigkeitsbilanz sollte überwacht werden. Dies gilt insbesondere bei Vorliegen von Begleiterkrankungen, die eine Flüssigkeitsretention begünstigen (Nierenerkrankungen, EPH-Gestose, Präeklampsie), sowie bei einer gleichzeitigen Behandlung mit Kortikosteroiden.
Während und nach intravenöser Anwendung von Betamimetika wurde über die Entwicklung eines Lungenödems berichtet. Flüssigkeithaushalt und kardiorespiratorischen Funktion sollten daher sorgfältig überwacht werden. Bei Vorliegen prädisponierender Faktoren (wie Mehrlingsschwangerschaften, Hypervolämie, maternaler Infektion oder Präeklampsie) kann das Risiko für die Entstehung eines Lungenödems zusätzlich erhöht sein.
Ein erhöhtes Risiko besteht ausserdem bei gleichzeitiger Gabe von Kortikosteroiden. Die Indikationsstellung für die (kurzzeitige!) kombinierte Behandlung mit Kortikosteroiden (zur Induktion der fetalen Lungenreifung) erfordert daher eine sorgfältige Abwägung des möglichen Risikos für die Schwangere und des therapeutischen Nutzens für den Foeten, und die Therapie sollte möglichst nur unter intensivmedizinischer Überwachung erfolgen. Während der Infusionstherapie muss in solchen Fällen besonders auf Zeichen einer Flüssigkeitsretention sowie auf mögliche Frühsymptome eines Lungenödems (z.B. Hustenreiz, Dyspnoe, Cyanose) geachtet werden. Falls sich trotz der Vorsichtsmassnahmen ein Lungenödem entwickelt, muss die Salbutamol-Infusion umgehend abgebrochen und eine adäquate Behandlung des Lungenödems eingeleitet werden.
Unter Anwendung von Betamimetika wurde auch über das Auftreten einer Myokardischämie berichtet. Falls Zeichen einer Myokardischämie (wie thorakales Druckgefühl, Stenokardien oder EKG-Veränderungen) auftreten, muss die Behandlung mit Ventolin unverzüglich abgebrochen werden.
Die intravenöse Applikation von Salbutamol geht in der Regel mit einem Anstieg der mütterlichen Herzfrequenz um 20 bis 50 Schläge pro Minute einher. Die mütterliche Pulsfrequenz sollte überwacht werden. Es muss für jede Patientin individuell abgewogen werden, ob der Anstieg der Herzfrequenz eine Dosisreduktion oder ein Absetzen der Therapie erforderlich macht. Im Allgemeinen sollte die mütterliche Pulsfrequenz längerfristig eine Frequenz von 120 Schlägen pro Minute nicht überschreiten.
Der mütterliche Blutdruck kann während der Infusion leicht abfallen, wobei der diastolische Blutdruck stärker abfällt als der systolische. Der Abfall des diastolischen Blutdrucks liegt gewöhnlich im Bereich von 10 bis 20 mmHg. Ein stärkerer Blutdruckabfall kann eine Dosisreduktion erforderlich machen.
Um einem Vena-cava-Kompressionssyndrom vorzubeugen, wird empfohlen, die Patientin in Seitenlage zu bringen, wobei aufgrund der Lage der v. cava das Liegen auf der linken Seite zu bevorzugen ist.
Der Effekt der Infusion auf die fetale Herzfrequenz ist im Allgemeinen schwächer ausgeprägt, es kann jedoch zu einem Anstieg um bis zu 20 Schläge pro Minute kommen. Die fetale Herzfrequenz muss anfangs alle 15 Minuten, dann alle 1-6 Stunden überwacht werden. Bei intrauteriner Asphyxie sind diese Kontrollen kontinuierlich durchzuführen.
Unter Anwendung von Betamimetika wurde auch über eine Verlängerung des QTc-Intervalls berichtet. Bei Patientinnen mit angeborenem langem QT-Syndrom oder anderen prädisponierenden Faktoren für eine QT-Verlängerung (wie z.B. Hypokaliämie), insbesondere auch bei Komedikation mit Arzneimitteln, von welchem ein QT-verlängernde Wirkung bekannt ist (z.B. Antiarrhythmika der Klasse IA und III, Antipsychotika, trizyklische Antidepressiva, Erythromycin), sollte die Anwendung von Salbutamol nur nach sorgfältiger, individueller Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.
Eine Tokolyse mit Betamimetika wird nach dem Blasensprung sowie bei einer Muttermundöffnung von mehr als 4 cm nicht empfohlen.
Die klinischen Symptome einer vorzeitigen Plazentalösung können unter einer tokolytischen Therapie abgeschwächt werden.
Falls es in kurzem zeitlichem Abstand nach einer Tokolyse mit Betamimetika zur Geburt kommt, muss beim Neugeborenen auf Zeichen einer Hypoglykämie und/oder einer Azidose geachtet werden.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Ampulle, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
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