Dosierung/AnwendungDie Dosierung der Allgemeinanästhesie muss auf die Reaktion und den Zustand des Patienten individuell angepasst werden.
Desfluran darf nur mit Hilfe eines speziell für Desfluran entwickelten Verdampfungsgerätes verwendet werden.
Zur Prämedikation können die üblicherweise zur Anästhesieeinleitung verwendeten Medikamente entsprechend den Bedürfnissen der Patienten gewählt werden. Zur Reduktion verstärkter Speichelproduktion sind Anticholinergika geeignet.
Die Inhalation kann sowohl in Kombination mit Sauerstoff als auch mit einem Lachgas/Sauerstoff-Gemisch erfolgen.
Die minimale alveoläre Konzentration (MAC) ist abhängig von derjenigen Konzentration, bei welcher 50% der Patienten sich bei einer bestimmten chirurgischen Stimulation (Hautinzision) bewegen. Diese Konzentration ist altersabhängig und umso niedriger, je älter der Patient ist und kann mit Hilfe der folgenden Tabelle ermittelt werden:
MAC
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Alter
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N*
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100% O2
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N*
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60% N2O/ 40% O2
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2 Wochen
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6
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9,2 ± 0,0
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-
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-
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10 Wochen
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5
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9,4 ± 0,4
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-
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-
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9 Monate
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4
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10,0 ± 0,7
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5
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7,5 ± 0,8
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2 Jahre
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3
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9,1 ± 0,6
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-
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-
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3 Jahre
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-
|
-
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5
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6,4 ± 0,4
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4 Jahre
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4
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8,6 ± 0,6
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-
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-
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7 Jahre
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5
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8,1 ± 0,6
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-
|
-
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25 Jahre
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4
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7,3 ± 0,0
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4
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4,0 ± 0,3
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45 Jahre
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4
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6,0 ± 0,3
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6
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2,8 ± 0,6
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70 Jahre
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6
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5,2 ± 0,6
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6
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1,7
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* N= Anzahl der Crossover-Paare (unter Anwendung der Up-and-Down-Methode)
Anästhesieeinleitung bei Erwachsenen
Bei Erwachsenen wird eine Anfangskonzentration von 3 % empfohlen, die alle 2 bis 3 Atemzüge um 0,5 - 1,0 % erhöht wird. Eine für chirurgische Zwecke ausreichende Anästhesie wird mit 4-11% Desfluran im inhalierten Gasgemisch innerhalb von 2-4 Minuten erreicht. In klinischen Versuchen wurden Konzentrationen bis zu 15% verwendet. Da Desfluran-Konzentrationen in dieser Höhe die Sauerstoff-Konzentration proportional verdünnen, muss die Anfangs-Sauerstoffkonzentration 30 % oder mehr betragen.
Während der Anästhesieeinleitung bei Erwachsenen betrug die Gesamtinzidenz der Oxyhämoglobin-Entsättigung 6 % (SpO2 < 90 %). Hohe Desfluran-Konzentrationen können unerwünschte Wirkungen in den oberen Atemwegen hervorrufen. Nachdem bei einem Erwachsenen die Narkose unter Anwendung intravenös verabreichter Arzneimittel wie etwa Thiopental oder Propofol eingeleitet wurde, kann die Applikation von Desfluran mit einem MAC-Wert von ca. 0,5 - 1 beginnen. Dabei eignen sich sowohl O2 als auch N2O/O2 als Trägergas.
Anästhesieerhaltung bei Erwachsenen
Eine ausreichende Anästhesietiefe kann mit Konzentrationen von 2-6% Desfluran aufrechterhalten werden, wenn gleichzeitig Lachgas verwendet wird. Bei Mischung mit reinem Sauerstoff oder einem Sauerstoff-Luft-Gemisch ist Desfluran in Konzentrationen von 2,5-8,5% erforderlich.
Kinder und Jugendliche
Anästhesieeinleitung bei Kindern und Jugendlichen
Desfluran ist wegen häufigen Husten, Anhalten des Atems, Apnoe, Laryngospasmen und verstärkter Sekretion nicht geeignet für die Anästhesieeinleitung bei Kindern und Jugendlichen.
Anästhesieerhaltung bei Kindern und Jugendlichen
Desfluran ist zugelassen zur Anästhesieerhaltung bei Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen nach Einleitung der Anästhesie mit anderen Anästhetika und Intubation. Die für chirurgische Eingriffe ausreichende Anästhesietiefe kann bei Kindern mit endtidalen Konzentrationen von 5,2 - 10 % Desfluran - mit oder ohne gleichzeitigem Einsatz von Lachgas - aufrechterhalten werden. Es wurden zwar kurzzeitig endtidale Konzentrationen von bis zu 18 % Desfluran verabreicht, doch muss bei höheren Konzentrationen in Kombination mit Lachgas sichergestellt werden, dass das eingeatmete Gasgemisch mindestens 25 % Sauerstoff enthält (siehe unter „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).
Spezielle Dosierungsanweisungen
Dosierung bei Nierenund Leberfunktionsstörungen
Bei Patienten mit Nieren- und/oder Leberfunktionsstörungen soll die Desflurankonzentration im Hinblick auf die hämodynamischen Wirkungen reduziert werden.
Dosisanpassung aufgrund von Interaktionen
Desfluran kann mit allen Medikamenten kombiniert werden, die üblicherweise während einer Anästhesie verwendet werden.
Bei der kombinierten Anwendung von Desfluran mit Benzodiazepinen, Opiaten oder anderen sedierenden Medikamenten ist die Dosierung von Desfluran zu reduzieren (siehe unter «Interaktionen»). Die Aufwachphase kann durch diese sedierenden Medikamente verlängert sein. Ebenso reduziert die gleichzeitige Anwendung von Lachgas die benötigte Menge Desfluran (siehe Tabelle).
Werden höhere Desflurankonzentrationen in Kombination mit Lachgas verwendet, muss zur Vermeidung von Hypoxien der Gehalt an Sauerstoff mindestens 25% betragen. Desflurankonzentrationen über 17% sind daher nicht zu verwenden.
Dank der geringen Löslichkeit in Blut und Gewebe sind Anästhesien mit Desfluran gut steuerbar. Die Anästhesietiefe kann laufend den chirurgisch bedingten Erfordernissen angepasst werden.
Desfluran verstärkt seinerseits die Wirkung von Muskelrelaxantien. Somit kann besonders gegen Ende einer Operation die Zufuhr von Muskelrelaxantien reduziert werden (siehe unter «Interaktionen»).
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