Eigenschaften/WirkungenATC-Code
C10AB05
Wirkungsmechanismus und Pharmakodynamik
Fenofibrat ist ein Fibrinsäurederivat, dessen lipidische Wirkung beim Menschen durch Aktivierung des Peroxisom-Proliferator Aktivierter Rezeptor des Typ α (PPARα) erklärt wird.
Durch die Aktivierung des PPARα erhöht Fenofibrat die Lipolyse und Elimination der atherogenen Triglyceridreichen Partikel durch aktivierte Lipoproteinlipase und durch reduzierte Produktion von Apoprotein CIII.
Die Aktivierung von PPARα indiziert auch ein Anstieg der Synthese von Apoprotein AI und AII.
Die beschriebene Wirkung von Fenofibrat auf die Lipoproteine führt zu einer Reduktion der Very-low- und Low-Density Fraktion (VLDL und LDL), welche Apoprotein B enthalten und einer Erhöhung der High Density Fraktion (HDL), welche Apoprotein AI und AII enthalten.
Zusätzlich erhöht Fenofibrat, durch die Beeinflussung der Synthese und Katabolismus der VLDL Fraktion, die LDL Clearance und reduziert die small dense LDL. Diese sind oft erhöht bei Patienten mit koronarem Herzerkrankungsrisiko (atherogenes Lipidprofil).
Bei hypercholesterämischen Patienten, bei welchen das LDL-Cholesterin zwischen 20 und 35% gesenkt wurde, resultierte die Gesamtauswirkung auf die Cholesterinwerte in einer Abnahme des Verhältnisses von Gesamtcholesterin zu HDL-Cholesterol, LDL-Cholesterol zu HDL Cholesterol oder Apo B zu Apo AI. Dies sind alles Marker eines atherogenen Risikos.
Bei Patienten mit erhöhten Fibrinogen- und Lp(a)-Spiegeln konnte im Rahmen von klinischen Studien mit Fenofibrat eine signifikante Senkung dieser Werte beobachtet werden.
Andere Entzündungsmarker wie das Reaktive Protein C werden durch Fenofibrat vermindert.
Klinische Wirksamkeit
Fenofibrat kann den Cholesterinspiegel um 20-25% und den Triglyzeridspiegel um 40-45% senken und den HDL-Cholesterolwert um 10-30% erhöhen.
Es liegen Belege dafür vor, dass eine Behandlung mit Fibraten die Häufigkeit von Ereignissen im Zusammenhang mit koronarer Herzkrankheit reduziert, jedoch gibt es keine Hinweise für einen positiven Effekt auf die Gesamtmortalität in der primären oder sekundären Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen.
Bei der ACCORD (Action to Control Cardiovascular Risk in Diabetes) Lipid-Studie handelte es sich um eine randomisierte placebokontrollierte Studie bei 5'518 Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus, die zusätzlich zu Simvastatin mit Fenofibrat behandelt wurden. Bei der Behandlung mit Fenofibrat plus Simvastatin wurden gegenüber der Simvastatin-Monotherapie keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des kombinierten primären Endpunkts bestehend aus nicht-tödlichem Myokardinfarkt, nicht-tödlichem Schlaganfall und kardiovaskulär bedingtem Tod beobachtet (Hazard Ratio [HR] 0,92; 95%-KI: 0,79 – 1,08; p=0,32; absolute Risikoreduktion: 0,74%). In der vorab festgelegten Untergruppe dyslipidämischer Patienten, definiert als diejenigen Patienten in der untersten Tertile des HDL-C-Werts (≤34 mg/dl bzw. 0,88 mmol/l) und in der obersten Tertile des TG-Werts (≥204 mg/dl bzw. 2,3 mmol/l), wurde bei der Behandlung mit Fenofibrat plus Simvastatin gegenüber der Simvastatin-Monotherapie eine relative Risikoreduktion von 31% in Bezug auf das kombinierte primäre Zielkriterium beobachtet (Hazard Ratio [HR] 0,69; 95%-KI: 0,49 – 0,97; p=0,03; absolute Risikoreduktion: 4,95%). Eine weitere vorab festgelegte Untergruppenanalyse ergab eine statistisch signifikante geschlechtsspezifische Interaktion bei der Behandlung (p=0,01), die auf einen möglichen Behandlungsnutzen der Kombinationstherapie bei Männern hinweist (p=0,037), während bei Frauen für die Kombinationstherapie im Vergleich zur Simvastatin-Monotherapie ein potentiell höheres Risiko für das Erreichen des primären Endpunkts bestand (p=0,069). In der bereits genannten Untergruppe dyslipidämischer Patienten wurde eine solche Interaktion nicht beobachtet, es gab jedoch keine klaren Belege für den Nutzen einer Behandlung dyslipidämischer Frauen mit Fenofibrat plus Simvastatin; ferner konnte in dieser Untergruppe eine mögliche nachteilige Wirkung nicht ausgeschlossen werden.
Tendinöse und tuberöse Xanthome, Lipoidgicht sowie extravaskuläre Cholesterinansammlungen können sich unter Fenofibrat zu einem grossen Teil zurückbilden oder sogar vollständig verschwinden.
Die urikosurische Wirkung von Fenofibrat führt zu einer Verminderung des Harnsäurespiegels von durchschnittlich 25%. Dies führt zu einem zusätzlichen Nutzen bei hyperlipidämischen Patienten mit Hyperurikämie.
In einer klinischen Studie am Menschen zeigte Fenofibrat eine hemmende Wirkung auf die Thrombozytenaggregation (Inhibition der durch ADP, Arachidonsäure und Adrenalin induzierten Aggregation).
Begrenzte pädiatrische Daten liegen für Fenofibrat 100 mg (diese Dosis ist in der Schweiz nicht verfügbar) vor. Der Effekt von Fenofibrat wurde in dislipidämischen Kindern in zwei kleinen klinischen Studien und in einem offenen Langzeitüberwachungsregister mit 76 hypercholesterämischen Kindern zwischen 3 und 18 Jahren, welche Fenofibrat für die Dauer von 1 bis 11 Jahre erhielten, beobachtet. Wegen der begrenzten Anzahl Daten sowie methodologischen Unzulänglichkeiten kann jedoch keine endgültige Aussage über den Nutzen von Fenofibrat in dislipidämischen Kindern gemacht werden.
Bei Kindern wurden folgende, ähnlich denen bei Erwachsenen beobachtete, unerwünschte Ereignisse berichtet: Leukopenie, abnormaler Leberfunktionstest, Nierenversagen, Hepatitis, Gelbsucht, Myositis und Rhabdomyolyse. Insgesamt wurde die Sicherheit und Wirksamkeit von Fenofibraten bei Kindern und Jugendlichen noch nicht etabliert (siehe auch unter «Dosierung/Anwendung»).
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