PharmakokinetikAbsorption
Acetylsalicylsäure und Pseudoephedrin werden nach oraler Applikation vollständig über den Gastrointestinaltrakt resorbiert. Während und nach der Resorption wird Acetylsalicylsäure in den aktiven Hauptmetaboliten Salicylsäure umgewandelt.
Für Aspirin Complex wurde nach einer oralen Einzeldosis (500 mg Acetylsalicylsäure/30 mg Pseudoephedrin) für Acetylsalicylsäure bzw. Salicylsäure bzw. Pseudoephedrin eine maximale Plasmakonzentration von 10,94 μg/ml (cmax) in 0,25 Std. (tmax) bzw. 30,01 μg/ml (cmax) in 0,91 Std. (tmax) bzw. 131,56 μg/ml (cmax) in 0,67 Std. (tmax) erreicht.
Distribution
Die freie Salicylsäure verteilt sich rasch auf alle Gewebe und Flüssigkeitsräume (synoviale, spinale, peritoneale Flüssigkeit).
Das Verteilungsvolumen von Acetylsalicylsäure ist Dosis- und pH-abhängig und beträgt 0,1-0,2 I/kg. Salicylsäure ist bei klinisch üblicher Dosierung zu 60 bis 90% an Plasmaproteine, vorwiegend Albumin, gebunden; die Bioverfügbarkeit beträgt 80-100%.
Salicylsäure tritt in die Muttermilch über und ist plazentagängig.
Das Verteilungsvolumen von Pseudoephedrin beträgt 2.4 bis 3,3 l.
Pseudoephedrin tritt beim Menschen in die Muttermilch über.
Metabolismus
ASS wird bereits im Magen, in der Darmwand und bei der ersten Leberpassage («First-pass-effect») kurz nach der Resorption esterolytisch gespalten und besitzt damit eine relativ kurze Halbwertszeit von etwa 15 Minuten. Die Biotransformation der Salicylsäure erfolgt vor allem in der Leber. Durch Bindung der Salicylsäure an Glycin entsteht Salicylursäure, die durch Konjugation mit Glukuronsäure oder Schwefelsäure weiter umgesetzt wird. Die Plasmahalbwertszeit der Salicylsäure beträgt nach Einnahme niedriger Dosen (<2-3 g täglich) 2 bis 3 Std. und nach Gabe von >3,0 g 15-30 Std.
Der Stoffwechsel von Pseudoephedrin erfolgt in der Leber und der aktive Hauptmetabolit ist Norpseudoephedrin. Diese Substanz wird bei Gesunden mit einem Anteil von ungefähr 1% der Pseudoephedrindosis im Urin ausgeschieden, während der entsprechende Anteil bei Patienten mit chronisch alkalischem Urin bis zu 6% betragen kann.
Elimination
Die Ausscheidung erfolgt praktisch vollständig renal als Salicylsäure (ca. 10%), als Salicylursäure (ca. 75%) und als Konjugate der Salicylursäure (ca. 10%).
Für den relativen Anteil der renal ausgeschiedenen Metaboliten spielt neben der Dosis besonders auch der pH-Wert des Urins eine bedeutende Rolle. Im basischen Bereich liegt die Salicylsäure in dissoziierter Form als Salicylat vor und wird tubulär nicht rückresorbiert; dadurch werden im Vergleich zur Ausscheidung im sauren Harn erheblich höhere Anteile der eingenommenen ASS als freies Salicylat ausgeschieden. Gepufferte ASS dagegen hebt den Urin-pH in alkalische Bereiche an und wandelt die Salicylsäure in dissoziiertes Salicylat um, das nicht mehr rückresorbiert wird.
Einige Magenmittel (Antazida) können die für bestimmte Indikationen erforderlichen genügend hohen kontinuierlichen Salicylatplasmaspiegel nach Einnahme von ungepufferter ASS beeinträchtigen.
Ungefähr 70% bis 90% des Pseudoephedrins wird unverändert über den Urin ausgeschieden.
Der primäre aktive Metabolit Norpseudoephedrin wird bei normalen Personen als etwa 1% der Pseudoephedrin-Dosis via Urin ausgeschieden, kann jedoch bei Patienten mit chronisch alkalischem Urin etwa 6% der verabreichten Dosis ausmachen.
Pseudoephedrin wird hauptsächlich unverändert renal ausgeschieden. Bei einem pH-Wert von 5 bis 6 beträgt die Halbwertszeit von Pseudoephedrin 5 bis 6 Stunden. Diese Halbwertszeit ist jedoch vom pH-Wert des Urins abhängig: Die Alkalisierung des Urins kann die Urinausscheidung verringern, insbesondere bei einem pH-Wert über 5,5. Pseudoephedrin wird in die Muttermilch übergehen. Bei einem Patienten mit ständig alkalischem Urin wurde ein Wert von 50 Stunden und bei einem Patienten mit sehr saurem Urin ein Wert von 1,5 Stunden angegeben.
Pseudoephedrin lässt sich mit einer herkömmlichen Hämodialyse nur zu einem sehr geringen Teil entfernen.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Elimination bei eingeschränkter Leberfunktion
Da die Metabolisierung der ASS überwiegend in der Leber erfolgt, muss mit einem verlangsamten Abbau der ASS zu Salicylsäure gerechnet werden (Kumulierung).
Elimination bei eingeschränkter Nierenfunktion
Bei Niereninsuffizienz wird die Abbaugeschwindigkeit für die Salicylsäure im Blutplasma nicht beeinträchtigt; dagegen nimmt der Gehalt an inaktiven Salicylsäure-Metaboliten, vor allem an konjugierter Salicylursäure, aber zu.
Die Halbwertszeit von Pseudoephedrin ist bei niereninsuffizienten Patienten um das 10-Fache erhöht und die scheinbare Clearance war um das 12-Fache erniedrigt.
Ältere Patienten
Für Acetylsalicylsäure liegt kein weiteres spezielles Erkenntnismaterial vor.
Bei 36 freiwilligen älteren Menschen war die Halbwertszeit von Pseudoephedrin um ca. 45% länger und das scheinbare Verteilungsvolumen um 25% höher als bei jungen Menschen.
Säuglinge und Kleinkinder
Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Plasmaproteinbindung von Acetylsalicylsäure vermindert. Im Weiteren liegt über die Kinetik bei Kindern kein spezielles Erkenntnismaterial vor.
Die Halbwertszeit von Pseudoephedrin ist bei Kindern verkürzt (3,1 h).
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