Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenThyrogen darf nicht intravenös verabreicht werden.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Durchstechflasche, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
Bei der Anwendung als Alternative zu einem Absetzen von Schilddrüsenhormonen garantiert die Kombination von Radiojod-Ganzkörperszintigraphie und Tg-Test nach der Thyrogen-Verabreichung die höchste Empfindlichkeit hinsichtlich eines Nachweises von Schilddrüsenresten und Karzinom. Nach Stimulation mit Thyrogen kann es auch zu falsch-negativen Ergebnissen kommen. Liegt weiterhin ein dringender Verdacht auf Metastasierung vor, sind nach einem Absetzen der Schilddrüsenhormon-Suppressionstherapie eine zusätzliche Radiojod-Ganzkörperszintigraphie und Tg-Tests zur Bestätigung in Betracht zu ziehen.
Bei 18–40 % der Patienten mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom ist die Anwesenheit von Tg-Autoantikörpern (TgAb) zu erwarten. Daraus können sich falsch-negative Tg-Serum-Messwerte ergeben. Daher sind sowohl TgAb- wie Tg-Bestimmungen erforderlich.
Patienten mit Herzerkrankung
Bei Verabreichung von Thyrogen an Patienten mit erhöhtem Risiko durch eine Herzerkrankung (z.B. Herzklappenfehler, Kardiomyopathie, koronare Herzkrankheit und frühere oder derzeit bestehende Tachyarrhythmia, einschliesslich Vorhofflimmern) muss das Nutzen-Risiko-Verhältnis sorgfältig abgewogen werden.
Patienten mit Schilddrüsenrestgewebe
Wenn Thyrogen Patienten mit erheblichem Schilddrüsenrestgewebe in situ verabreicht wird, verursacht es bekanntermassen einen vorübergehenden, aber bedeutenden Anstieg der Schilddrüsenhormonkonzentration im Serum. Deshalb ist bei Patienten mit erheblichem Schilddrüsenrestgewebe eine sorgfältige Bewertung des individuellen Nutzen-Risiko-Verhältnisses erforderlich.
In sehr seltenen Fällen wurde bei einer Verabreichung von 0,9 mg Thyrogen an Patienten mit teilweise oder vollständig erhaltener Schilddrüse Hyperthyreose oder Vorhofflimmern beobachtet.
Dialyseabhängige Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz im Endstadium (ESRD)
Angaben aus Post-Marketing-Berichten und aus Publikationen legen den Schluss nahe, dass die Thyrogen-Elimination bei dialyseabhängigen Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz im Endstadium (ESRD) deutlich langsamer erfolgt und die TSH-Konzentrationen daher noch mehrere Tage nach der Behandlung erhöht sind. Dies kann zu verstärktem Auftreten von Kopfschmerzen und Übelkeit führen.
Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz sollte die Radiojod-Dosis sorgfältig von einem Radiologen / Facharzt für Nuklearmedizin festgelegt werden.
Vorsichtsmassnahmen bei der Ganzkörperszintigraphie
Die Verwendung von Thyrogen ermöglicht die Radiojod-Ganzkörperszintigraphie bei Patienten, die sich im Anschluss an eine Schilddrüsenhormon-Suppressionstherapie in einem euthyreoten Zustand befinden. Daten zur Radiojod-Kinetik weisen darauf hin, dass die Radiojod-Clearance bei eingeschränkter Nierenfunktion während des euthyreoten Zustandes ungefähr 50 % grösser ist als im hypothyreoten Zustand. Daraus resultieren geringere Restmengen des Radiojods im Körper zum Zeitpunkt der Szintigraphie. Dieser Faktor muss bei der Bestimmung der Aktivität des Radiojods zur Verwendung bei einer Radiojod-Ganzkörperszintigraphie berücksichtigt werden, obwohl in der klinischen Studie mit prätherapeutischer Stimulation nur die Wirkung von 3,7 GBq Jod131 untersucht wurde.
Nach der Markteinführung wurde sehr selten vom Auftreten von Schlaganfällen berichtet.
Auswirkung auf das Tumorwachstum und/oder die Tumorgrösse
Bei Patienten mit Schilddrüsenkarzinom wurden mehrere Fälle berichtet, bei denen während des Absetzens von Schilddrüsenhormonen für diagnostische Zwecke ein verstärktes Tumorwachstum festgestellt wurde, und die auf das daraus resultierende längerfristig erhöhte Niveau des Schilddrüsen-stimulierenden Hormons (Thyroid-stimulating Hormone, TSH) zurückgeführt wurden.
Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass Thyrogen ebenso wie ein Anstieg des endogenen TSH nach Absetzen der Schilddrüsenhormonersatztherapie zu stimuliertem Tumorwachstum führen kann. Bei Patienten mit Schilddrüsenkarzinom mit Schilddrüsenrestgewebe oder Metastasen, insbesondere solchen in begrenzten Arealen wie dem Gehirn, dem Rückenmark oder der Augenhöhle, oder bei Infiltrationen in den Hals, kann ein lokales Ödem oder eine fokale Blutung am Situs der Metastasen auftreten und zu einer erhöhten Tumorgrösse führen. Dies kann akute Symptome hervorrufen, die von der anatomischen Lage des Gewebes abhängen, z.B. kam es bei Patienten mit Metastasen im ZNS zu Hemiplegie, Hemiparese und Sehverlust.
In klinischen Studien mit Thyrotropin alfa, das nur zu einem kurzfristigen Anstieg des TSH-Niveaus im Serum führt, wurde kein Fall von Tumorwachstum festgestellt. Es wurden nach Verabreichung von Thyrogen jedoch auch Larynxödem, eine Tracheotomie erfordernde Atemnot und Schmerzen an der Metastasenstelle berichtet. Daher wird empfohlen, bei Patienten, bei denen eine lokale Tumorexpansion lebenswichtige anatomische Strukturen beeinträchtigen kann, eine Vorbehandlung mit Kortikosteroiden in Betracht zu ziehen (siehe Beschreibung der Symptome unten).
Immunogenität
Das Auftreten von Antikörpern, die eine Bestimmung des endogenen TSH im Rahmen der regelmässigen Nachsorge stören können, kann nicht ausgeschlossen werden. In klinischen Studien mit 481 Patienten hat kein Patient, weder nach einer einmaligen noch nach mehrmaliger (bei 27 Patienten) begrenzter Verabreichung des Arzneimittels, Antikörper gegen Thyrotropin alfa gebildet. Weitergehende Studien bezüglich Antikörperbildung wurden jedoch nicht durchgeführt. Es wird nicht empfohlen, nach der Verabreichung von Thyrogen eine Bestimmung von TSH durchzuführen.
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