Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenErhöhte Mortalität bei älteren Patienten mit demenzassoziierter Psychose
In Placebo-kontrollierten Studien wurde bei älteren Patienten mit Demenz-assoziierter Psychose unter ähnlichen atypischen Antipsychotika eine höhere Inzidenz von Todesfällen beobachtet als bei Patienten unter Placebo.
Latuda ist nicht für die Behandlung von demenzassoziierter Psychose zugelassen.
Malignes Neuroleptisches Syndrom
In Verbindung mit der Anwendung von Antipsychotika einschliesslich Latuda wurde über einen potentiell lebensbedrohlichen Symptomkomplex berichtet, der auch als Malignes Neuroleptisches Syndrom (MNS) bezeichnet wird und sich in Hyperthermie, Muskelrigidität, autonomer Instabilität, Bewusstseinsveränderungen und erhöhten Serum-Creatinphosphokinase-Spiegeln äussert. Zusätzliche Symptome können Myoglobinurie (Rhabdomyolyse) und akutes Nierenversagen sein.
Das Management eines MNS sollte umfassen: 1) sofortiges Absetzen der Antipsychotika und sonstiger Arzneimittel, die für die Begleittherapie nicht wesentlich sind; 2) intensive symptomatische Behandlung und medizinische Überwachung; und 3) Behandlung von gleichzeitigen ernsten medizinischen Problemen, für die spezifische Behandlungen zur Verfügung stehen. Es besteht keine allgemeine Einigkeit bezüglich spezifischer pharmakologischer Behandlungsregime im Fall eines MNS.
Falls ein Patient nach Erholung von einem MNS eine Antipsychotika-Behandlung benötigt, sollte die potentielle Wiederaufnahme der medikamentösen Therapie sorgfältig überdacht werden. Wird die Behandlung wieder aufgenommen, ist der Patient engmaschig zu überwachen, da über ein Wiederauftreten von MNS berichtet wurde.
Überempfindlichkeitsreaktionen
Schwerwiegende Fälle von kutanen und anderen Überempfindlichkeitsreaktionen, die sich durch Symptome wie Hautausschlag, Pruritus, Urtikaria, Angiödeme (z.B. Anschwellen der Atemwege oder Zunge, mit oder ohne Einschränkung der Atmung) oder Stevens-Johnson Syndrom äussern, aber nicht darauf beschränkt sind, wurden im Zusammenhang mit Latuda beobachtet.
Bei Verdacht auf Stevens-Johnson Syndrom, Angioödem oder andere schwere Überempfindlichkeitsreaktionen soll Latuda sofort abgesetzt werden.
Dystonie
Symptome einer Dystonie, verlängerte, abnormale Muskelkontraktionen, können bei empfindlichen Personen während der ersten Behandlungstage auftreten. Dystoniesymptome umfassen: Krampf der Genickmuskulatur, der manchmal zu einem Schlundkrampf fortschreitet, Schluckbeschwerden, Atembeschwerden und/oder Zungenprotrusion. Obwohl diese Symptome bei niedriger Dosierung auftreten können, treten sie häufiger und stärker bei hochpotenten und bei höheren Dosen von Antipsychotika der ersten Generation auf. Ein erhöhtes Risiko für eine akute Dystonie wird bei Männern und jüngeren Altersgruppen beobachtet.
Spätdyskinesie
Bei Spätdyskinesie handelt es sich um ein Syndrom, das mit potentiell irreversiblen, unwillkürlichen dyskinetischen Bewegungsabläufen einhergeht und bei Patienten unter Behandlung mit Antipsychotika auftreten kann. Wenngleich die Prävalenz dieses Syndroms offenbar bei älteren Patienten, insbesondere älteren Frauen, am höchsten ausfällt, lässt sich anhand der Schätzdaten zur Prävalenz beim Einleiten der Antipsychotika-Behandlung nicht vorhersagen, bei welchen Patienten sich das Syndrom wahrscheinlich entwickeln wird. Es ist nicht bekannt, ob sich die einzelnen Antipsychotika im Hinblick auf ihr Potential, eine Spätdyskinesie zu induzieren, unterscheiden.
Angesichts dessen sollte Latuda so verordnet werden, dass das Risiko des Auftretens einer Spätdyskinesie auf ein Mindestmass beschränkt wird.
Falls sich bei einem Patienten unter Latuda Zeichen und Symptome einer Spätdyskinesie entwickeln, sollte ein Absetzen des Arzneimittels erwogen werden. Bei manchen Patienten kann jedoch trotz Vorliegen des Syndroms eine Behandlung mit Latuda nötig sein.
Hyperglykämie und Diabetes mellitus
Bei Patienten unter Behandlung mit atypischen Antipsychotika wurde über Hyperglykämie berichtet, in manchen Fällen von sehr starker Ausprägung und in Verbindung mit Ketoazidose oder hyperosmolarem Koma oder Tod. Die Beurteilung des Zusammenhangs zwischen der Anwendung atypischer Antipsychotika und Glukoseanomalien wird durch die Möglichkeit eines erhöhten Hintergrundrisikos von Diabetes mellitus bei Schizophreniepatienten sowie die steigende Inzidenz von Diabetes mellitus in der Allgemeinbevölkerung verkompliziert.
Patienten mit diagnostiziertem Diabetes mellitus, bei denen eine Behandlung mit atypischen Antipsychotika eingeleitet wird, sollten regelmässig im Hinblick auf eine Verschlechterung der Glukosekontrolle überwacht werden.
Dyslipidämie
Bei Patienten unter atypischen Antipsychotika wurde über unerwünschte Veränderungen der Lipidparameter berichtet.
Bei Patienten mit vorbestehenden Blutfettveränderungen sollten regelmässig Kontrollen durchgeführt werden. Lipidveränderungen sollten angemessen behandelt werden.
Gewichtszunahme
Bei Patienten unter atypischen Antipsychotika wurde über Gewichtszunahme berichtet. Eine klinische Überwachung des Gewichts wird empfohlen.
Der Anteil der mit Latuda behandelten Patienten in Kurzzeit-, Placebo-kontrollierten Studien, mit einer Gewichtszunahme >7% betrug 4.8% vs. 3.3% in der Placebogruppe.
Hyperprolaktinämie
Wie andere Arzneimittel mit antagonistischer Wirkung auf die Dopamin-D2-Rezeptoren führt Latuda zu einem Anstieg der Prolaktinspiegel.
Der Anteil von Patienten mit einem Anstieg der Prolaktinspiegel ≥5× ONG lag bei 2.8% unter Latuda bzw. bei 1.0% unter Placebo. Der Anteil von Frauen mit einem Anstieg der Prolaktinspiegel ≥5× ONG belief sich auf 5.7% der Patientinnen unter Latuda gegenüber 2.0% der Patientinnen unter Placebo. Der Anteil von Männern mit einem Anstieg der Prolaktinspiegel ≥5× ONG betrug 1.6% unter Latuda versus 0.6% unter Placebo.
Leukopenie, Neutropenie und Agranulozytose
Während der Behandlung mit Antipsychotika wurde Leukopenie/Neutropenie beobachtet. Über Agranulozytose (einschliesslich tödlich verlaufener Fälle) wurde in Verbindung mit anderen Arzneimitteln dieser Klasse berichtet.
Zu den möglichen Risikofaktoren für eine Leukopenie/Neutropenie zählen eine vorbestehende erniedrigte Anzahl von Leukozyten (WBC) sowie eine anamnestisch bekannte arzneimittelinduzierte Leukopenie/Neutropenie. Bei Patienten mit einer vorbestehenden Leukopenie oder einer anamnestisch bekannten arzneimittelinduzierten Leukopenie/Neutropenie sollten in den ersten Therapiemonaten häufige Blutbildkontrollen (CBC) erfolgen. Latuda ist beim ersten Anzeichen einer Verminderung der Leukozytenzahl abzusetzen, wenn keine anderen ursächlichen Faktoren vorliegen.
Neutropenische Patienten sollten im Hinblick auf Fieber und andere Symptome oder Zeichen einer Infektion sorgfältig beobachtet werden. Bei Auftreten entsprechender Symptome oder Zeichen ist unverzüglich eine Behandlung einzuleiten. Bei Patienten mit einer schweren Neutropenie (absolute Neutrophilenzahl <1000/mm3) sollte Latuda abgesetzt und bis zur Erholung eine Überwachung der Leukozytenzahl erfolgen.
Orthostatische Hypotonie und Synkope
Latuda kann eine orthostatische Hypotonie verursachen, möglicherweise aufgrund seiner antagonistischen Wirkung auf α1-adrenerge Rezeptoren.
Latuda sollte bei Patienten mit bekannten kardiovaskulären Erkrankungen (z.B. Herzinsuffizienz, anamnestisch bekannter Myokardinfarkt, Ischämie oder Überleitungsstörungen), zerebrovaskulären Erkrankungen oder Erkrankungen, die den Patienten für Hypotonie prädisponieren (z.B. Dehydratation, Hypovolämie und Behandlung mit Antihypertonika), vorsichtig angewendet werden. Bei Patienten, die anfällig für Hypotonie sind, sollte eine Überwachung der orthostatischen Vitalzeichen erwogen werden.
QTc-Verlängerung
Wie bei anderen Antipsychotika ist Vorsicht geboten, wenn Latuda Patienten mit bekannten kardiovaskulären Erkrankungen sowie mit QT-Verlängerungen in der Familienanamnese verordnet wird sowie auch bei der gleichzeitigen Anwendung mit anderen Arzneimitteln, von denen angenommen wird, dass sie das QT-Intervall verlängern. In sämtlichen klinischen Studien wurden jedoch selbst bei Subgruppen mit erhöhtem kardialen Risiko keine bedeutsamen EKG-Veränderungen festgestellt (>60 msec vs Baseline oder QTc-Intervall >500 msec).
Krampfanfälle
Wie auch andere Antipsychotika sollte Latuda bei Patienten mit Krampfanfällen in der Anamnese oder mit Erkrankungen, die die Krampfschwelle herabsetzen, z.B. Alzheimer-Demenz, vorsichtig angewendet werden. Die Prävalenz von Erkrankungen, die die Krampfschwelle herabsetzen, dürfte bei Patienten über 65 Jahren höher sein.
In kurzfristigen, placebokontrollierten Studien traten Krampfanfälle/Konvulsionen bei 0.13% (2/1508) der Patienten unter Latuda gegenüber 0.28% (2/708) der Patienten unter Placebo auf.
Suizid
Suizid/Suizidgedanken oder klinische Verschlechterung: Depressive Erkrankungen sind mit einem erhöhten Risiko für die Auslösung von Suizidgedanken, selbstschädigendem Verhalten und Suizid (Suizid-bezogene Ereignisse) verbunden. Dieses erhöhte Risiko besteht, bis es zu einer signifikanten Linderung der Symptome kommt. Da diese nicht unbedingt schon während der ersten Behandlungswochen eintritt, sollten die Patienten daher bis zum Eintritt einer Besserung engmaschig überwacht werden. Die bisherige klinische Erfahrung zeigt, dass das Suizidrisiko zu Beginn einer Behandlung ansteigen kann. Neben depressiven Episoden im Zusammenhang mit einer bipolaren Störung kann eine Depression auch begleitend bei Schizophrenie auftreten.
Psychotische Erkrankungen bringen grundsätzlich die Möglichkeit von Suizidversuchen mit sich. Begleitend zur pharmakologischen Therapie sollte stets eine engmaschige Überwachung von Hochrisikopatienten erfolgen. Ein gutes Patientenmanagement beinhaltet daher, die geringstmögliche Anzahl von Latuda-Filmtabletten zu verschreiben, um das Risiko einer Überdosierung zu vermindern.
Dysphagie
Die Anwendung von Antipsychotika wurde mit ösophagealer Dysmotilität und Aspiration in Verbindung gebracht. Eine Aspirationspneumonie ist eine häufige Ursache für Morbidität und Mortalität bei älteren Patienten, insbesondere Patienten mit fortgeschrittener Alzheimer-Demenz. Latuda ist nicht für die Behandlung von demenzassoziierter Psychose indiziert und sollte bei Patienten, bei denen das Risiko einer Aspirationspneumonie besteht, nicht angewendet werden.
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