PharmakokinetikAbsorption
Die Abhängigkeit der Plasmaspiegel von Riluzol je nach Dosis ist linear, wobei das pharmakokinetische Profil dosisunabhängig ist. Die absolute Bioverfügbarkeit erhöht sich auf 60% nach einer einzigen oralen Einnahme. Die maximalen Plasmaspiegel wurden in einem Zeitraum von 60–90 Minuten erreicht (Cmax = 173 ng/ml). Nach wiederholten Einnahmen ist der Gleichgewichtszustand im Plasma in 3 bis 8 Tagen erreicht. Die Ausscheidungsrate nach Einnahme einer radioaktiven Dosis war in etwa 90% und die Radioaktivität konnte bereits nach 15 Minuten im Urin nachgewiesen werden.
Nach wiederholten Einnahmen waren die Werte der maximalen Plasmakonzentration sowie das AUC 1,4-mal höher, als die nach einer einzelnen Einnahme gemessenen Werte.
Die Aufnahme fettreicher Lebensmittel verringert die Absorptionsgeschwindigkeit und das Absorptionsniveau von Riluzol und zieht eine Verringerung der Bioverfügbarkeit nach sich (Reduktion von Cmax von 44% und AUC um 17%).
Eine Studie zur Bioäquivalenz hat gezeigt, dass die Riluzol-Exposition durch Tabletten mit 50 mg vergleichbar war mit der Riluzol-Exposition durch die trinkbare Suspension mit 5 mg/ml. (Verhältnis 106,84%; KI 90% 96,98–117,71%) Riluzol wird schneller absorbiert, wenn es als trinkbare Suspension eingenommen wird (Tmax von ungefähr 30 Minuten), mit einer 20% höheren Cmax als bei einer Einnahme von Riluzol in Tablettenform (Verhältnis 122,32%; KI 90% 103,28–144,88%) (siehe «Nebenwirkungen»).
Distribution
Riluzol verteilt sich weiträumig im ganzen Organismus und passiert die Blut-Hirn-Schranke. Das mittlere Verteilungsvolumen erhöht sich auf etwa 245 + 69 l (3,4 l/kg). Im Blut wird Riluzol zu etwa 97% an Plasmaproteine gebunden, hauptsächlich an Serumalbumin und an Lipoproteine.
Bei trächtigen Ratten wurde ein Übergang von 14C-Riluzol aus der mütterlichen Plazenta auf den Fötus nachgewiesen. Des Weiteren wurde bei säugenden Ratten 14C-Riluzol in der Milch nachgewiesen. Es liegen allerdings keine vergleichbaren Studien für den Menschen vor.
Metabolismus
Riluzol wird durch das Enzymsystem des Cytochroms P450 in einer Reihe von Verbindungen metabolisiert und abschliessend glucuronidiert (unter anderem durch UGT-HP4).
Der erste Schritt im Metabolismus von Riluzol ist die Oxydation durch CYP1A2 zu N-hydroxy-riluzol (RPR112512), dem aktiven Hauptmetaboliten von Riluzol. Dieser Metabolit wird schnell O- und N-glucuronidiert .
Elimination
Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 9–15 Stunden. Riluzol wird hauptsächlich als Metabolit über den Urin ausgeschieden. Fast 90% der verabreichten Dosis werden im Urin wiedergefunden, wovon 2/3 in Form von Glucuronid-Konjugaten. Plasma-Clearance = 350–800 ml/Min.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Leberfunktionsstörungen
Das AUC von Riluzol erhöht sich nach einer einmaligen Dosis von 50 mg Riluzol um das 1,7-fache bei Patienten mit einer ausgeprägten chronischen Niereninsuffizienz und etwa um das Dreifache bei Patienten mit einer leichten chronischen Niereninsuffizienz.
Nierenfunktionsstörungen
Nach einer einmaligen Dosis von 50 mg Riluzol gibt es bei den pharmakokinetischen Parametern keine Unterschiede zwischen Patienten mit einer leichten oder chronischen Niereninsuffizienz (Plasma-Clearance = 350–800 ml/Min) und gesunden Menschen.
Ältere Patienten
Bei älteren Patienten (>70 Jahre) werden die pharmakokinetischen Parameter von Riluzol nicht durch die wiederholte Einnahme beeinflusst (Behandlung mit 50 mg Riluzol 2-mal am Tag für 4½ Tage).
Genetische Polymorphismen
Eine klinische Studie wurde mit 16 gesunden, freiwilligen, männlichen Erwachsenen, die japanischer und kaukasischer Herkunft waren, durchgeführt, um nach einer oralen zweimaligen täglichen Einnahme über 8 Tage die Pharmakokinetik von Riluzol und seines Metabolits N-hydroxyriluzol bewerten zu können. Die Gruppe japanischer Herkunft zeigte eine geringere Riluzol-Exposition (Cmax 0,85 [KI 90% 0,68–1,08] und eine AUC unter 0,88 [KI 90% 0,69–1,13]) als die Gruppe kaukasischer Herkunft und eine etwa gleichwertige Metabolit-Exposition. Die klinische Bedeutung dieser Ergebnisse ist noch unbekannt.
Geschlecht
Eine Bioäquivalenz-Studie zum Vergleich von Teglutik (trinkbare Suspension) und Rilutek (Tabletten) wurde durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten eine Bioäquivalenz beider Verabreichungsformen bei den Studienteilnehmern weiblichen Geschlechts und eine höhere Exposition bei den Studienteilnehmern männlichen Geschlechts hinsichtlich des Cmax und des AUC von Riluzol.
Es werden jedoch keine klinischen Auswirkungen erwartet.
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