ÜberdosierungColchicin besitzt eine enge therapeutische Breite. Nebenwirkungen und toxische Symptome treten zunächst an Organen und Geweben mit hoher Proliferationsrate auf (z.B. Gastrointestinaltrakt, Knochenmark). Der Schweregrad der unerwünschten oder toxischen Wirkungen scheint proportional zur Dosis und Dauer der Einnahme zu steigen. Auch Dosen, die die maximale Tageshöchstdosis nicht überschreiten, können zu schwerwiegenden Symptomen führen, wenn sie über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Nach Aufnahme einer grösseren Menge von Colchicin können gastrointestinale Symptome, multiple Organversagen und Tod innerhalb von 24 bis 72 Stunden auftreten.
Die toxische Dosis, die wahrscheinlich tödliche Auswirkungen hat, beträgt etwa 10 mg.
Bei Überdosierung sind folgende Intoxikationssymptome zu erwarten:
2 bis 5 (bis 6,5) Stunden nach der oralen Einnahme Beginn der Intoxikationssymptome.
Im Vordergrund steht eine schwere, lang andauernde hämorrhagische Enteritis mit Übelkeit und Erbrechen, Tenesmen, Koliken und Durchfällen, die aber auch fehlen können.
Aufgrund der Durchfälle kann es zu Wasser- und Salzverlusten mit Ausbildung einer Hypokaliämie und Hyponatriämie sowie einer metabolischen Azidose kommen.
Mit erhöhtem Liquordruck muss gerechnet werden. Eine häufige Begleiterscheinung der Vergiftung mit Colchicin ist die Präkordialangst, die auch mit Schmerzen einhergehen kann. Im weiteren Verlauf der Vergiftung treten Blässe, Temperaturabfall, Zyanose und Dyspnoe auf. Weiterhin sind eine Tachykardie sowie ein Blutdruckabfall bis hin zum Kollaps möglich. Seitens des Nervensystems zeigen sich die Vergiftungssymptome in Störungen der Aufnahme von Gefühls- und Sinnesreizen (Sensibilitätsstörungen), Krämpfen und Lähmungserscheinungen.
Der Tod tritt nach 2 - 3 Tagen durch Atemlähmung oder Herzversagen ein.
Bei Überleben der akuten Vergiftung kann eine Rebound-Leukozytose auftreten und es kann zu einer persistierenden Alopezie kommen.
Mitunter werden auch Störungen der Leberfunktion beobachtet. In Einzelfällen ist eine Erblindung berichtet worden.
Bei Überdosierung bzw. längerfristiger Einnahme von Colchicin-haltigen Arzneimitteln traten mehrere Fälle von Rhabdomyolysen (möglicherweise aufgrund von Wechselwirkungen) sowie von paralytischem Ileus auf.
Therapie
Die Therapie sollte so früh wie möglich beginnen. Der Therapiebeginn später als 2 Stunden nach der Einnahme kann das Therapieergebnis signifikant beeinträchtigen, da die Resorptionsdauer von Colchicin etwa bei 30 bis 120 Minuten liegt.
Die Wiederbelebung des Patienten muss unbedingt in einer Reanimationsstation vorbereitet werden, in der Magenspülung und Duodenalabsaugung durchgeführt werden können.
Die Therapie ist symptomatisch und umfasst die Korrektur des Wasser-Salz-Verlusts und eine Antibiotikatherapie.
Bei Auftreten einer Lactatacidose wird eine umgehende Hämodialyse empfohlen.
Opiate dürfen nicht verabreicht werden!
Die Nachbeobachtung der durch die Colchicin-Giftwirkung gefährdeten Organfunktionen (vor allem Leber, Niere und Knochenmark) ist erforderlich.
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