Fachinformation NIPRUSS® Ospedalia AG ZusammensetzungWirkstoffe
Natriumnitroprussid-Dihydrat.
Hilfsstoffe
Keine.
1 Ampulle zu 60 mg enthält 9.2 mg Natrium.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenHypertone Krisen.
Kontrollierte Hypotension bei Operationen.
Nipruss ist nicht für eine Dauertherapie geeignet.
Dosierung/AnwendungDosierung
Natriumnitroprussid-Dihydrat-Infusionen müssen grundsätzlich mit niedrigen Dosen begonnen werden. Die hypotensive Wirkung tritt sofort ein. Nach Infusionsende werden die Ausgangswerte rasch wieder erreicht. In der Einstellungsphase ist eine genaue Titrierung mit ein- bis zweiminütigen Blutdruckmessungen erforderlich. Gegen Infusionsende wird die Infusionsgeschwindigkeit allmählich reduziert.
Die Infusion wird mit einer Dosierung von 0.2 μg Natriumnitroprussid-Dihydrat/kg/min begonnen. Sie wird in Zeitintervallen von 3 bis 5 Minuten verdoppelt bis zum Eintritt des gewünschten Blutdrucks. Die Infusionsgeschwindigkeit liegt zwischen 0.2 bis über 10 μg Natriumnitroprussid-Dihydrat/kg/min (siehe Tabelle 1).
Für die kontrollierte Hypotension bei Operationen wird empfohlen, die Gesamtmenge pro Fall von 1.0 bis 1.5 mg Natriumnitroprussid-Dihydrat/kg nicht zu überschreiten.
Bei mehrtägigen Infusionen, wie z.B. zur Behandlung hypertensiver Krisen, werden die oben genannten Maximaldosen von Nipruss in der Regel überschritten.
Tabelle 1: Dosierungstabelle bei Gebrauch eines Perfusors (1.2 mg/ml Natriumnitroprussid-Dihydrat)
µg/kg/min Natriumnitroprussid-Dihydrat
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Infusionsgeschwindigkeit in ml/h
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Körpergewicht (kg)
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30
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35
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40
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45
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50
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55
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60
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65
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70
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75
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80
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85
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90
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95
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100
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0.2
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0.3
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0.4
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0.4
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0.5
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0.5
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0.6
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0.6
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0.7
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0.7
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0.8
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0.8
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0.9
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0.9
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1.0
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1.0
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0.4
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0.6
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0.7
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0.8
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0.9
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1.0
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1.1
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1.2
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1.3
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1.4
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1.5
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1.6
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1.7
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1.8
|
1.9
|
2.0
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0.8
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1.2
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1.4
|
1.6
|
1.8
|
2.0
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2.2
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2.4
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2.6
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2.8
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3.0
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3.2
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3.4
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3.6
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3.8
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4.0
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1.0
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1.5
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1.8
|
2.0
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2.3
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2.5
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2.8
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3.0
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3.3
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3.5
|
3.8
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4.0
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4.3
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4.5
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4.8
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5.0
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1.6
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2.4
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2.8
|
3.2
|
3.6
|
4.0
|
4.4
|
4.8
|
5.2
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5.6
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6.0
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6.4
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6.8
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7.2
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7.6
|
8.0
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3.2
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4.8
|
5.6
|
6.4
|
7.2
|
8.0
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8.8
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9.6
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10.4
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11.2
|
12.0
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12.8
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13.6
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14.4
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15.2
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16.0
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5.0
|
7.5
|
8.8
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10.0
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11.3
|
12.5
|
13.8
|
15.0
|
16.3
|
17.5
|
18.8
|
20.0
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21.3
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22.5
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23.8
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25.0
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6.4
|
9.6
|
11.2
|
12.8
|
14.4
|
16.0
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17.6
|
19.2
|
20.8
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22.4
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24.0
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25.6
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27.2
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28.8
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30.4
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32.0
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10.0
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15.0
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17.5
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20.0
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22.5
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25.0
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27.5
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30.0
|
32.5
|
35.0
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37.5
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40.0
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42.5
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45.0
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47.5
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50.0
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Vermeidung von Cyanidintoxikationen
Um einer Cyanidtoxizität von Nipruss effektiv vorzubeugen, wird dringend empfohlen, Natriumnitroprussid-Infusionen immer gleichzeitig mit einer Dauerinfusion von einer 10%igen Natriumthiosulfat-Pentahydratlösung über einen getrennten venösen Zugang im Verhältnis 1:10 (Natriumnitroprussid: Natriumthiosulfat · 5 H2O) bezogen auf die Gewichte der Wirkstoffe zu infundieren.
Zum praktischen Vorgehen wird empfohlen, 10%ige Natriumthiosulfat-Pentahydratlösung in eine zweite Perfusorspritze aufzuziehen und im Volumenverhältnis 10:1 (Nipruss: Natriumthiosulfat · 5 H2O) über einen getrennten venösen Zugang, wie nachfolgend in Tabelle 2 aufgeführt, zu infundieren. Bei Verwendung eines Infusomaten für Nipruss sollte das Volumenverhältnis entsprechend 50:1 bzw. 100:1 betragen (siehe nachfolgende Tabelle 2).
Als Antidot im Falle einer erwarteten oder beobachteten Cyanidtoxizität (wenn z.B. kein Thiosulfat für eine gleichzeitige Anwendung verfügbar ist), können Hydroxocobalamin und/oder Methaemoglobin-Bildner erforderlich sein. Die Sicherheitsempfehlungen dieser Arzneimittel sind zu beachten.
Tabelle 2 (siehe Abschnitt «Sonstige Hinweise»)
Dosierung Nipruss über
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Dosierung Natriumthiosulfat · 5 H2O 10 %
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Perfusor® in 50 ml
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Infusomat® in 250 ml
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Infusomat® in 500 ml
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Perfusor®
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0.3–10.0 ml/h
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1.5–50.0 ml/h
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3–100 ml/h
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1 ml/h
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10.1–20.0 ml/h
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50.5–100.0 ml/h
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101–200 ml/h
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2 ml/h
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20.1–30.0 ml/h
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100.5–150.0 ml/h
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201–300 ml/h
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3 ml/h
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30.1–40.0 ml/h
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150.5–200.0 ml/h
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301–400 ml/h
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4 ml/h
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40.1–50.0 ml/h
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200.5–250.0 ml/h
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401–500 ml/h
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5 ml/h
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Thiocyanat-Toxizität
Bei mehrtägiger Infusion von Nipruss (im Falle von hohen Dosen, i.d.R. > 10 µg/kg/min, auch schon innerhalb von 24 Stunden) und besonders bei niereninsuffizienten Patienten ist der Thiocyanatspiegel zu kontrollieren und darf 6 mg pro 100 ml nicht überschreiten. Thiocyanatkonzentrationen von mehr als 6 mg/100 ml führen zu toxischen Symptomen wie Schwächegefühl, Erbrechen, Schwindel und Tinnitus. Im Fall einer Thiocyanatintoxikation soll die Infusion von Natriumnitroprussid abgebrochen und, falls notwendig, Thiocyanat durch Dialyse aus dem Körper entfernt werden.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Weil Cyanid, welches aus Natriumnitroprussid freigesetzt wird, hauptsächlich durch Leberenzyme metabolisiert wird, kann es bei Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion akkumulieren. Nipruss ist daher bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion mit Vorsicht anzuwenden, und die Dosistitrierung muss mit Vorsicht erfolgen. Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion müssen Anzeichen einer Cyanidtoxizität engmaschig überwacht werden (siehe Abschnitt «Unerwünschte Wirkungen»). Falls notwendig, muss die Anwendung von Natriumnitroprussid schrittweise reduziert oder unterbrochen werden und die Anweisungen zur Behandlung von Cyanidtoxizität sind zu befolgen.
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Bei mehrtägigen Infusionen (im Falle von hohen Dosen, i.d.R. > 10 µg/kg/min, auch schon innerhalb von 24 Stunden) und besonders bei niereninsuffizienten Patienten ist der Thiocyanatspiegel zu kontrollieren und darf 6 mg pro 100 ml nicht überschreiten.
Ältere Patienten
Ältere Patienten benötigen oft niedrigere Dosen.
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Natriumnitroprussid bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wurde anhand von Erwachsenenstudien und 2 klinischen Studien bei Kindern unter 17 Jahren ermittelt. In den Studien bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen wurden keine neuen Sicherheitsbedenken festgestellt.
Die Infusion wird mit einer Dosierung von 0.2 μg/kg/min begonnen. Sie wird in Zeitintervallen von 3 bis 5 Minuten verdoppelt bis zum Eintritt des gewünschten Blutdrucks. Die Infusionsgeschwindigkeit liegt zwischen 0.2 bis über 10 μg/kg/min.
Art der Anwendung
Zur intravenösen Anwendung:
Die Infusion von Nipruss erfolgt intravenös über Perfusor oder Infusomat. Die Dauer der Anwendung richtet sich u.a. nach der Gesamtdosis - siehe daher Angaben in Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Überdosierung».
Vorsichtsmassnahmen vor/bei der Handhabung bzw. vor/während der Anwendung des Arzneimittels
Lichtschutz kann durch Verwendung eingefärbter Spritzen und Schläuche erreicht werden. Zur Haltbarkeit der fertigen Infusionslösung siehe Abschnitt «Sonstige Hinweise» und «Haltbarkeit». Die Infusionslösung ist schwach gelblich gefärbt. Intensiv gefärbte Lösungen dürfen nicht verwendet werden. Der fertigen Infusionslösung dürfen keine weiteren Arzneistoffe zugesetzt werden. Die Applikation der Infusionslösung erfolgt am sichersten über einen separaten Venenkatheter, um einen Aufstau von Wirkstoffen im Schlauchsystem oder in peripheren Venen zu vermeiden.
Hinweise zur Rekonstitution und Verdünnung des Arzneimittels vor der Anwendung, siehe Abschnitt «Hinweise zur Handhabung».
Kontraindikationen·Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff;
·Kompensatorische Hypertension verursacht durch z.B. Aortenisthmusstenose oder arteriovenöse Shunts;
·Lebersche Optikusatrophie;
·Tabakamblyopie;
·Vitamin B12-Mangel;
·metabolische Azidose;
·Hypothyreose;
·intrapulmonale arteriovenöse Shunts.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenDie Anwendung von Nipruss soll bei Patienten, die zuvor PDE 5-Inhibitoren eingenommen haben, nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Bei Anwendung von PDE 5-Inhibitoren kann es zu einer erheblichen Verstärkung des blutdrucksenkenden Effektes von Nipruss kommen, wenn Natriumnitroprussid innerhalb von 24 Stunden nach Sildenafil oder Vardenafil oder innerhalb von 48 Stunden nach Tadalafil gegeben wird, abhängig von der Halbwertszeit des PDE 5-Inhibitors. In diesem Fall soll eine besonders vorsichtige Dosistitration erfolgen.
Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung ist erforderlich bei Erkrankungen, die mit einem erhöhten intrakraniellen Druck einhergehen.
Während der Infusion von Nipruss ist eine fortlaufende Überwachung des EKG und ggf. der wichtigsten hämodynamischen Parameter erforderlich. Der Blutdruck wird unter Operationsbedingungen am besten direkt über eine arterielle Kanüle gemessen. Bei mehrtägigen Infusionen genügen Blutdruckmessungen mit einer nicht-invasiven Methode.
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Bei längerdauernder Infusion (im Falle von hohen Dosen, i.d.R. > 10 µg/kg/min, auch schon innerhalb von 24 Stunden) und besonders bei niereninsuffizienten Patienten ist der Thiocyanatspiegel zu kontrollieren und darf 6 mg pro 100 ml nicht überschreiten.
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Weil Cyanid, welches aus Natriumnitroprussid freigesetzt wird, hauptsächlich durch Leberenzyme metabolisiert wird, kann es in Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion akkumulieren. Nipruss ist daher bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion mit Vorsicht anzuwenden, und die Dosistitrierung muss mit Vorsicht erfolgen. Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion müssen Anzeichen einer Cyanidtoxizität engmaschig überwacht werden (siehe Abschnitt «Unerwünschte Wirkungen»). Falls notwendig, muss die Anwendung von Natriumnitroprussid schrittweise reduziert oder unterbrochen werden und die Anweisungen zur Behandlung von Cyanidtoxizität sind zu befolgen.
Cyanid Toxizität
Um der Cyanidtoxizität von Nipruss effektiv vorzubeugen (weil möglicherweise die Entgiftungskapazität des menschlichen Organismus überschritten wird), siehe Empfehlungen in Abschnitt «Dosierung/Anwendung». Zu den Symptomen einer Cyanid Toxizität siehe Abschnitt «Unerwünschte Wirkungen».
Natriumthiocyanat Toxizität
Um eine Natriumthiocyanat Toxizität zu behandeln, siehe Empfehlungen in Abschnitt «Dosierung/Anwendung». Zu den Symptomen einer Natriumthiocyanat Toxizität siehe Abschnitt «Unerwünschte Wirkungen».
Nipruss enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Ampulle (60 mg), d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
InteraktionenDie blutdrucksenkende Wirkung von Nipruss kann verstärkt werden durch die gleichzeitige Verabreichung von
·Vasodilatatoren;
·Antihypertonika;
·Antihypertonika zur Behandlung der pulmonal-arteriellen Hypertonie;
·Sedativa;
·Anästhetika.
Dies gilt insbesondere bei vorheriger Einnahme von PDE 5-Inhibitoren (siehe Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Schwangerschaft, StillzeitSchwangerschaft
Es gibt keine adäquaten, gut kontrollierten Studien zu Natriumnitroprussid bei Labortieren oder Schwangeren. Es ist nicht bekannt, ob Natriumnitroprussid bei der Anwendung bei einer schwangeren Frau zu fetalen Schäden führen oder die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Natriumnitroprussid sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden.
Stillzeit
Es liegen keine Informationen vor, ob Natriumnitroprussid in die Muttermilch übergeht, welche Effekte es auf das gestillte Kind hat, oder ob Auswirkungen auf die Laktation bestehen. Sein Metabolit, Thiocyanat, geht jedoch in die Muttermilch über. Ein alternatives Medikament wird daher während des Stillens bevorzugt. Natriumnitroprussid sollte während der Stillzeit nicht angewendet werden.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenNicht zutreffend.
Unerwünschte WirkungenWährend der Behandlung mit Natriumnitroprussid können die folgenden Nebenwirkungen auftreten:
Die unerwünschten Wirkungen sind nachfolgend nach MedDRA Systemorganklassen (SOC) aufgelistet. Innerhalb jeder Systemorganklasse werden die Nebenwirkungen nach Häufigkeit angeordnet, beginnend mit den häufigsten. Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen nach abnehmendem Schweregrad angeführt. Zusätzlich basiert die entsprechende Häufigkeitskategorie für jede Nebenwirkung auf den folgenden Häufigkeitsdefinitionen:
Sehr häufig (≥1/10)
Häufig (≥1/100 bis <1/10)
Gelegentlich (≥1/1000 bis <1/100)
Selten (≥1/10'000 bis <1/1000)
Sehr selten (<1/10'000)
Nicht bekannt (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden)
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems:
Häufigkeit nicht bekannt: Hellrotes venöses Blut.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen:
Häufigkeit nicht bekannt: Metabolische Azidose, Lactatanstieg, Appetitlosigkeit, Hypothyreose.
Psychiatrische Erkrankungen:
Häufigkeit nicht bekannt: Psychose.
Erkrankungen des Nervensystems:
Häufigkeit nicht bekannt: Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Nervosität, Tinnitus, Miosis, Hyperreflexie, Verwirrtheit, Halluzinationen, Krämpfe, Paralyse, Koma.
Herzerkrankungen:
Häufigkeit nicht bekannt: Tachykardie, Herzrhythmusstörungen, Herzklopfen.
Gefässerkrankungen:
Häufigkeit nicht bekannt: Schwere Hypotension, Rebound-Effekt.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums:
Häufigkeit nicht bekannt: Hypoventilation, verminderte Sauerstoffaufnahme, respiratorische Paralyse.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:
Häufigkeit nicht bekannt: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Inkontinenz.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort:
Häufigkeit nicht bekannt: Schwächegefühl, unzureichende Blutdrucksenkung, Tachyphylaxie, Toleranz (häufiger in jüngeren Patienten im Vergleich zu älteren); Reaktionen an der Applikationsstelle (z. B.: Schmerz, Hautrötung, Jucken).
Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen:
Häufigkeit nicht bekannt: Cyanidintoxikation, Thiocyanatintoxikation.
Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen
Unzureichende Blutdrucksenkung und Auftreten von Tachyphylaxie bzw. Toleranz sind eher bei jüngeren als bei älteren Hypertonikern zu erwarten.
Symptome einer Cyanidintoxikation
Hinweise einer Cyanidintoxikation sind: hellrotes venöses Blut, Hypoventilation, Lactatanstieg, verminderte Sauerstoffaufnahme, Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen, Kopfschmerzen, metabolische Azidose, Koma, Atemlähmung und Krämpfe. Todesfälle sind beschrieben.
Solche Vergiftungssymptome können auftreten, wenn die der Entgiftungskapazität des menschlichen Organismus entsprechende Dosis von 0.05 mg CN-/kg/min ohne gleichzeitige Thiosulfat-Applikation überschritten wird.
Eine Cyanidintoxikation ist durch die gleichzeitige Infusion von Thiosulfat im molaren Verhältnis von 5:1 (Thiosulfat: Natriumnitroprussid) völlig vermeidbar.
Symptome einer Thiocyanatintoxikation
Cyanid wird zusammen mit Thiosulfat zu Thiocyanat metabolisiert, welches im Vergleich zu Cyanid etwa 100-mal weniger toxisch ist. Dabei sollte jedoch berücksichtigt werden, dass Thiocyanat nur langsam eliminiert wird und daher bei längerer Infusion von Natriumnitroprussid dennoch zu einer schweren Intoxikation führen kann. Symptome einer Thiocyanatintoxikation, die bei Überdosierung entstehen kann - bei Niereninsuffizienz früher als bei Nierengesunden - sind: Schwindel, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Nervosität, Hypothyreose, Durchfälle, Erbrechen, Inkontinenz, Psychose, Paralyse und Koma. Bei sehr hohen Serumkonzentrationen kann der Tod eintreten.
Auch die Symptome einer Thiocyanatintoxikation sind bei Beachtung der Dosierungsanleitung vermeidbar.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungAnzeichen und Symptome
Beim akuten Herzinfarkt kann durch zu starke Reduktion des Aortendrucks die Gefahr einer Verminderung der diastolischen Koronarperfusion entstehen. Bei akuter Herzinsuffizienz mit erniedrigten Füllungsdrücken kann das Herzminutenvolumen weiter abfallen.
Tachyphylaxie und Rebound-Phänomen sind möglich.
Während der Behandlung mit Nipruss kann eine Cyanidintoxikation auftreten. Dies hängt von der Länge und Höhe der Dosierung ab. Kurzfristige Behandlung mit 2.5 μg/kg/min ist ungefährlich.
Dagegen können
·5 μg/kg/min nach 10 Stunden,
·10 μg/kg/min nach 4 Stunden und
·20 μg/kg/min bereits nach 1.5 Stunden
zu lebensgefährlichen Cyanidspiegeln führen.
Behandlung
Therapeutische Gegenmassnahmen sind eine Reduktion der Infusionsdosis bzw. Gabe eines Antidots.
Als sofort wirkendes Antidot bei der Cyanidintoxikation wird 4-Dimethylaminophenolhydrochlorid (4-DMAP) 3 bis 4 mg/kg i.v. (Methämoglobinbildner) empfohlen. Nachfolgend eine Infusion von Natriumthiosulfat 50 bis 100 mg/kg. In Fällen einer Thiocyanatintoxikation sollte die Infusion von Natriumnitroprussid abgebrochen und erforderlichenfalls Thiocyanat per Dialyse aus dem Organismus entfernt werden.
Für weitere Hinweise siehe auch Abschnitte «Dosierung/Anwendung» und «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
C02DD01
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antihypertensiva, Mittel mit Wirkung auf die arterielle Gefäss-muskulatur.
Wirkungsmechanismus
Natriumnitroprussid wirkt an der Muskulatur der präkapillaren Arteriolen und der venösen Kapazitätsgefässe dilatierend. Die Tonus herabsetzende Wirkung auf Venen und Arterien ist etwa gleich ausgeprägt. Die Venodilatation bewirkt venöses Pooling mit der Abnahme der Vorlast des Herzens und Senkung erhöhter Füllungsdrücke. Die arterioläre Dilatation führt zur Senkung des Blutdrucks, Abnahme des peripheren arteriellen Widerstandes und Senkung der Nachlast des Herzens. Natriumnitroprussid führt zur Dilatation der grossen Koronararterien.
Glatte Muskulatur mit überwiegend phasischer Aktivität - wie z.B. Duodenum und Uterus - ist gegenüber der Wirkung von Natriumnitroprussid wenig empfindlich.
Die blutdrucksenkende Wirkung ist durch eine ungewöhnlich steile Dosiswirkungskurve charakterisiert. Bei gesundem Herz bleibt das Herzminutenvolumen praktisch unverändert. Beim insuffizienten Herz wird es, abhängig von der Ausgangslage, zum Teil wesentlich gesteigert.
Natriumnitroprussid bewirkt eine reflektorische Stimulation des Sympathikus mit Tachykardie und eine Stimulation der Reninsekretion, besonders im Wachzustand.
Natriumnitroprussid hemmt die in vitro durch Kollagen, ADP und Adrenalin ausgelöste Thrombozytenaggregation und vermindert in vivo die Zahl zirkulierender Plättchenaggregate.
Pharmakodynamik
Siehe «Wirkungsmechanismus».
Klinische Wirksamkeit
Hypertone Krise:
Hinsichtlich der wissenschaftlichen Grundlage für Behandlungsentscheidungen gab es keine grossen klinischen Studien, keine randomisierten und Placebo-kontrollierten Studien. Die Behandlung wird in der Regel durch Konsens und Expertenmeinungen diktiert. Die Besonderheiten der klinischen Situation und der Endorgankomplikationen und nicht der absolute Wert des Blutdrucks sind zu berücksichtigen.
Kontrollierte Hypotension:
Baseline-kontrollierte klinische Studien haben übereinstimmend gezeigt, dass Natriumnitroprussid in allen Populationen einen sofortigen blutdrucksenkenden Effekt hat. Mit steigender Infusionsrate konnte Natriumnitroprussid den Blutdruck ohne beobachtete Wirkungsgrenze senken.
Klinische Studien haben auch gezeigt, dass der blutdrucksenkende Effekt von Natriumnitroprussid mit einem verringerten Blutverlust bei einer Vielzahl von grösseren chirurgischen Eingriffen verbunden ist.
Sicherheit und Wirksamkeit bei Kindern/Jugendlichen
Zwei klinische Studien in den USA mit intravenösem Natriumnitroprussid für die Indikation «Schwere Hypertonie» haben darüber hinaus die Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit auch in der Patienten-Subpopulation Kinder und Jugendliche (unter 17 Jahren) nachgewiesen. Die erste Studie umfasste 203 Personen und war eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde, Parallelgruppen-, Dosis-Wirkungs-, effektkontrollierte Phase-2-Studie. Eine zweite multizentrische interventionelle randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte, sicherheitsbezogene Studie der Phase 2, durchgeführt von 2008 bis 2011, umfasste 45 Personen.
PharmakokinetikAbsorption
Natriumnitroprussid wird ausschliesslich intravenös appliziert und ist somit 100 % bioverfügbar.
Distribution
Wegen der extremen Kurzlebigkeit von Natriumnitroprussid sind Eiweissbindungen und -verteilung nicht bekannt. Es kommt zu keiner Anhäufung in bestimmten Geweben (z.B. den Gefässwänden).
Metabolismus
Natriumnitroprussid wird rasch zu Cyanid abgebaut, 30 bis 50 % sind im Blut nachweisbar, der Rest im Gewebe. Cyanid wird zum Teil an Hämoglobin gebunden. Cyanid wird mit Hilfe von Schwefeldonatoren - in erster Linie Thiosulfat - in Thiocyanat umgewandelt. Der geschwindigkeitsbegrenzende Faktor ist die Verfügbarkeit schwefelhaltiger Substrate.
Elimination
Bei Thiosulfat beträgt die optimale Substratkonzentration etwa 3 mol Thiosulfat auf 1 mol Cyanid. Die Umwandlungsleistung von Cyanid in Thiocyanat beträgt beim Menschen etwa 0.05 mg CN-/kg/min.
Bei höheren Natriumnitroprussid-Dosen kommt es zu einer Kumulation der Serumkonzentration von Thiocyanat, weil dieser Metabolit rascher entsteht, als er durch die Nieren ausgeschieden wird. Die Thiocyanat-Clearance beträgt beim Nierengesunden 2.2 ml/kg/min, bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen ist sie geringer.
Präklinische DatenAkute Toxizitätstests wurden an Mäusen, Ratten, Tauben, Kaninchen, Hunden und Katzen durchgeführt. Die LD50 reicht von 9 mg/kg bei Mäusen nach intraperitonealer Verabreichung bis 100 mg/kg bei Ratten nach oraler Applikation. Die toxische Wirkung tritt schnell ein.
Die Toxizität wird geprägt von der Cyanid-Wirkung und der Blutdrucksenkung, weshalb die in Abschnitt «Dosierung/Anwendung» und «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» angegebenen Hinweise unbedingt zu beachten sind.
Alle für den akuten und chronischen Toxizitätstest verwendeten Dosierungen sind signifikant höher als die beim Menschen verwendeten (max. 10 μg/kg/min).
Aufgrund spezieller Untersuchungen an Ratten und Kaninchen ergaben sich - auch in maternaltoxischen Dosierungen - keine Hinweise auf eine teratogene Wirkung.
Sonstige HinweiseInkompatibilitäten
Das Arzneimittel darf nur mit den unter «Hinweise für die Handhabung» aufgeführten Arzneimitteln gemischt werden.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Ampullen in der Originalverpackung: 5 Jahre.
Die chemische und physikalische Stabilität der gebrauchsfertigen Infusionslösung wurde über 16 Stunden bei 25 °C unter Lichtschutz nachgewiesen (lichtgeschützte Perfusor-Spritze).
Aus mikrobiologischer Sicht sollte die gebrauchsfertige Infusionslösung sofort angewendet werden. Falls eine sofortige Anwendung nicht vorgesehen ist, liegen die Aufbewahrungszeiten und -bedingungen in der Verantwortung des Anwenders. Normalerweise dürfen 24 Stunden bei 2 °C bis 8 °C nicht überschritten werden, es sei denn, die Verdünnung fand unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen statt.
Die Zubereitung ist durch Verwendung gefärbter Spritzen und Schläuche vor Lichteinstrahlung zu schützen.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 30 °C und ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Ampullen in der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Die gebrauchsfertige Zubereitung vor Licht schützen.
Hinweise für die Handhabung
Zubereitung der Infusionslösung
Das Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (der Inhalt der braunen Ampulle entspricht 60 mg Natriumnitroprussid-Dihydrat) wird in Wasser für Injektionszwecke oder 5%iger Glukoselösung gelöst. Diese konzentrierte Lösung ist rotbraun gefärbt und darf nie direkt injiziert werden. Die weitere Verdünnung erfolgt ausschliesslich mit 5%iger Glukoselösung. Die Natriumnitroprussid-haltige Infusionslösung muss unmittelbar vor der Anwendung frisch zubereitet werden.
Um die Gefahr zu vermeiden, dass Partikel von mehr als 5 Mikrometer Grösse injiziert werden, wird empfohlen, die rekonstituierte Lösung mit einem Filter mit einer Porengrösse von höchstens 5 Mikrometer zu filtrieren oder alternativ die Infusionslösung mit einem Inline-Filter mit einer Porengrösse von höchstens 5 Mikrometer vor Verabreichung zu filtrieren.
Die Ampulle ist bereits unterhalb des weissen Punktes angesägt. Ansägen ist deshalb nicht mehr erforderlich. Aufbrechen der Ampulle wie gewohnt.
Perfusor® (siehe auch Dosierungstabelle in Abschnitt «Dosierung/Anwendung»)
Bei Verwendung eines Perfusors werden zunächst 50 ml 5%ige Glukoselösung in eine 50 ml-Perfusorspritze aufgezogen. Die Nipruss-Ampulle wird geöffnet und zu etwa drei Viertel des Volumens mit Glukoselösung aus der Perfusorspritze gefüllt. Wenn das Pulver gelöst ist, wird die so hergestellte konzentrierte Lösung in die Perfusorspritze aufgezogen. Um Überdosierungen zu vermeiden, muss der Inhalt der Spritze durch Schütteln homogen gemischt werden.
Infusomat®
Bei Verwendung eines Infusomaten wird der Inhalt einer Ampulle nach Auflösung in Wasser für Injektionszwecke oder 5%iger Glukoselösung in 250 oder 500 ml 5%ige Glukoselösung eingespritzt. Für die intraoperative kontrollierte Hypotension empfiehlt sich die Verdünnung in 250 ml. Die Umrechnung der Dosierung ergibt sich aus der Dosierungstabelle. Die dort angegebenen Infusionsgeschwindigkeiten in ml pro Stunde werden bei der Verdünnung mit 250 ml Glukose mit dem Faktor 5, bei der Verdünnung mit 500 ml mit dem Faktor 10 multipliziert. Zur Vermeidung einer hohen Flüssigkeitsbelastung ist bei länger dauernden Infusionen der Perfusor zu bevorzugen.
Zulassungsnummer67308 (Swissmedic).
PackungenKlinikpackungen mit 5 Ampullen mit Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (A).
ZulassungsinhaberinOspedalia AG, 6331 Hünenberg.
Stand der InformationSeptember 2023.
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