Dosierung/AnwendungAllgemeine Richtlinien
Die Empfindlichkeit auf Antikoagulantien ist individuell verschieden und kann sich ausserdem im Verlauf der Behandlung ändern. Daher ist es unerlässlich, die Prothrombinzeit (PT)/International Normalized Ratio (INR) fortlaufend zu kontrollieren und die Dosierung entsprechend anzupassen. Falls dies nicht möglich ist, sollte Sintrom nicht angewendet werden.
Die Tagesdosis ist unbedingt in einer Einzelgabe und stets zur gleichen Tageszeit zu verabreichen.
Initiale Dosierung
Die Dosis ist individuell zu bestimmen. Die übliche Anfangsdosis von Sintrom bei einem normalgewichtigen Patienten, bei normaler Prothrombinzeit, liegt zwischen 2 mg/Tag bis 4 mg/Tag, ohne Verabreichung einer Aufsättigungsdosis, falls der PT/INR Wert vor Beginn der Behandlung im Normbereich liegt. Die Behandlung kann auch mit einem Verabreichungsschema mit einer Aufsättigungsdosis begonnen werden, üblicherweise mit 6 mg am ersten Tag, gefolgt von 4 mg am zweiten Tag.
Vor Beginn der Behandlung sollte der PT/INR Wert bestimmt werden.
Bei abnormalem (PT/INR) Ausgangswert der Thromboplastinzeit muss die Behandlung mit der niedrigst möglichen Dosis und bis zur Erreichung des therapeutischen Bereichs unter häufigeren Kontrollen begonnen werden.
Nach der zweiten bis dritten Gabe von Sintrom und bis zur Stabilisierung des Koagulationsstatus innerhalb des therapeutischen Bereichs, sollte täglich eine PT/INR Messung durchgeführt werden. Die Zeitintervalle zwischen den Tests können später erweitert werden, abhängig von der Stabilität der PT/INR Resultate. Es empfiehlt sich, die Blutentnahmen jeweils zur gleichen Tageszeit durchzuführen.
Erhaltungstherapie und Gerinnungskontrolle
Da es bedeutende individuelle Unterschiede gibt, sollte die Erhaltungsdosis auf der Basis der PT/INR Werte überprüft werden. PT/INR sollten regelmässig, z.B. mindestens einmal pro Monat, genau kontrolliert werden. Zur Standardisierung des PT wurde die «International Normalised Ratio» (INR) eingeführt.
Der therapeutische Ziel INR Wert muss in Abhängigkeit der Behandlungsindikation und dem jeweiligen Patientenprofil festgelegt werden. Der empfohlene therapeutische Bereich liegt für die meisten Indikationen zwischen 2 und 3.
In Abhängigkeit von den Umständen des Einzelfalls, der zugrunde liegenden Erkrankung, der klinischen Indikation und der angestrebten Intensität der Antikoagulation liegt die Erhaltungsdosis üblicherweise zwischen 1 und 8 mg täglich.
Die Behandlung mit Sintrom kann im Allgemeinen ohne ausschleichende Dosierung abgebrochen werden.
Es hat sich jedoch in ganz vereinzelten Fällen und bei bestimmten Risikopatienten (z.B. nach Myokardinfarkt) gezeigt, dass eine «Rebound-Hyperkoagulabilität» auftreten kann. Bei solchen Patienten sollte ein allmähliches Ausschleichen der Antikoagulantientherapie erfolgen.
Vergessene Einnahme einer Dosis
Die antikoagulatorische Wirkung von Sintrom hält über länger als 24 h an. Falls ein Patient die Einnahme einer Dosis Sintrom zur vorgeschriebenen Zeit vergessen hat, sollte die Dosis sobald als möglich gleichentags eingenommen werden. Der Patient sollte eine vergessene Dosis nicht durch Verdoppelung der Tagesdosis nachholen, sondern sollte den Arzt kontaktieren.
Umstellung von einer Heparin-Behandlung
Da Sintrom einen verzögerten antikoagulatorischen Effekt aufweist, ist in klinischen Situationen, in denen eine schnelle Antikoagulation erforderlich ist, eine Initialbehandlung mit Heparin vorzuziehen. Die Umstellung auf Sintrom kann abhängig von der klinischen Situation gleichzeitig mit der Heparinbehandlung oder später begonnen werden. Zur Sicherstellung der kontinuierlichen Antikoagulation ist es ratsam, die volle Dosis der Heparin-Behandlung fortzusetzen, bis Sintrom seine gewünschte stabile therapeutische Wirkung entfaltet, die durch PT/INR-Wert nachgewiesen wird. Während der Übergangsphase ist eine engmaschige Überwachung der Antikoagulation notwendig.
Behandlung während eines zahnärztlichen oder chirurgischen Eingriffs
Bei Patienten unter Sintrom, die sich einem chirurgischen oder invasiven Eingriff unterziehen, ist eine engmaschige Überwachung des antikoagulatorischen Status erforderlich. Unter gewissen Umständen, z.B. bei einer Operationsstelle, die begrenzt und zugänglich ist und somit den wirksamen Einsatz von lokalen Massnahmen zur Hämostase erlaubt, können zahnärztliche und kleinere chirurgische Eingriffe während einer Antikoagulantien-Behandlung ohne Risiko einer übermässigen Hämorrhagie durchgeführt werden. Falls entschieden wird, Sintrom auch nur für eine kurze Zeitdauer abzusetzen, sollten die Vorteile und Risiken individuell sorgfältig abgewogen werden. Die Einführung einer antikoagulatorischen Übergangsbehandlung, z.B. mit Heparin, sollte sich auf eine sorgfältige Abklärung der erwarteten Risiken einer Thromboembolie und einer Blutung stützen.
Spezielle Patientengruppen
Patienten mit Niereninsuffizienz
Aufgrund des erhöhten Risikos von Blutungen ist Sintrom kontraindiziert bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit leichter bis mässig eingeschränkter Nierenfunktion (siehe auch «Kontraindikationen», «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Pharmakokinetik»).
Patienten mit Leberinsuffizienz
Aufgrund des erhöhten Risikos von Blutungen ist Sintrom kontraindiziert bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit leichter bis mässig eingeschränkter Leberfunktion. (siehe auch «Kontraindikationen», «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Pharmakokinetik»).
Anwendung bei Kindern
Erfahrungen mit oralen Antikoagulantien einschliesslich Acenocoumarol bei Kindern sind begrenzt. Der Beginn und die Überwachung einer Behandlung sollte in einer spezialisierten medizinischen Abteilung vorgenommen werden. Es wird empfohlen, die Behandlung vorsichtig und unter häufigeren Kontrollen der PT/INR-Werte durchzuführen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Anwendung bei älteren Patienten (älter als 65 Jahre)
Die Behandlung muss bei einer tieferen Dosis begonnen werden. Die mittlere Kontrolldosis ist bei älteren Patienten tiefer als bei jüngeren, üblicherweise um ½ bis ¾ der Dosis. Ältere Patienten, die mit Antikoagulantien behandelt werden, sollten besonders sorgfältig überwacht werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Pharmakokinetik»).
Ältere Patienten, Patienten mit einer Lebererkrankung oder schwerer Herzinsuffizienz mit Stauungsleber, oder Patienten mit einem Ernährungsmangel erfordern möglicherweise tiefere Dosen bei Behandlungsbeginn und während der Erhaltungstherapie.
Dosisanpassung aufgrund verschiedener klinischer Bedingungen
siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Interaktionen».
Art der Anwendung
Die tägliche Dosis sollte immer zur gleichen Tageszeit eingenommen werden. Die Tablette sollte unzerkaut mit einem Glas Wasser geschluckt werden.
|