Schwangerschaft, StillzeitPatientinnen im gebärfähigen Alter
Patientinnen im gebärfähigen Alter sollten über die potenziellen Risiken einer Einnahme von Propylthiouracil während der Schwangerschaft informiert werden. Falls eine Patientin während der Einnahme von Propycil schwanger wird, sollte sie auf die möglichen Gefahren für das ungeborene Kind aufmerksam gemacht werden.
Schwangerschaft
Eine unbehandelte Hyperthyreose während der Schwangerschaft kann zu schwerwiegenden Komplikationen (wie Frühgeburten oder Missbildungen) führen. Gegebenenfalls (d.h. falls nicht vor Eintritt der Schwangerschaft eine definitive Therapie der Hyperthyreose z.B. mittels Schilddrüsenresektion möglich ist) muss daher eine thyreostatische Therapie auch während einer Schwangerschaft fortgeführt werden.
Propylthiouracil ist plazentagängig. Hinsichtlich des Risikos kongenitaler Anomalien lieferten epidemiologische Studien widersprüchliche Ergebnisse. Tierversuche sind in Bezug auf die Reproduktionstoxizität unzureichend.
Darüber hinaus wurden auch bei Schwangeren Fälle einer schweren Hepatotoxizität beschrieben (siehe „Warnhinweise / Vorsichtsmassnahmen“, Abschnitt „Hepatotoxizität“). Ausserdem wurden zwei Fälle beschrieben, in welchen die Neugeborenen nach Exposition gegenüber Propylthiouracil in utero ein Leberversagen entwickelten. Wenn Propylthiouracil während der Schwangerschaft angewendet wird, sollte die Patientin über dieses Risiko aufgeklärt werden.
Propylthiouracil soll während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der erwartete Nutzen die Risiken überwiegt. Tritt unter der Behandlung mit Propycil eine Schwangerschaft ein oder wird eine solche vermutet, sollte der Arzt/die Ärztin konsultiert werden.
Dabei ist auch zu beachten, dass gemäss Erfahrungen aus der Marktüberwachung die Missbildungsrate unter Propylthiouracil deutlich geringer ist als unter Carbimazol. Während des ersten Schwangerschaftsdrittels sollte eine thyreostatische Therapie daher möglichst mit Propylthiouracil durchgeführt werden. Nach Abschluss der Organogenese sollte Propylthiouracil jedoch wegen seiner potentiellen Hepatoxizität abgesetzt und durch Carbimazol ersetzt werden.
Bei nicht angemessener Dosierung kann eine thyreostatische Therapie mit Propylthiouracil während der Schwangerschaft beim ungeborenen Kind zu Struma und Hypothyreose (Kretinismus) sowie zu einem erniedrigten Geburtsgewicht führen. Es sollte daher während einer Schwangerschaft die niedrigste wirksame Dosis ohne zusätzliche Gabe von Schilddrüsenhormonen verabreicht werden, welche zur Normalisierung der Stoffwechsellage bei der Mutter notwendig ist (d.h. das TSH sollte noch geringfügig supprimiert und T3 und T4 leichtgradig erhöht sein).
Bei einer Anwendung von Propylthiouracil während der Schwangerschaft wird eine engmaschige Überwachung sowohl der Schwangeren als auch des Fetus bzw. Neugeborenen empfohlen.
Stillzeit
Propylthiouracil tritt in geringen Mengen in die Muttermilch über und erreicht dort ca. 10% der mütterlichen Plasmakonzentrationen. Es gibt nur wenig Daten zu möglichen Auswirkungen auf das gestillte Kind. Bei Behandlung der Mutter mit Dosen bis zu 750 mg wurde keine Beeinflussung der Schilddrüsenwerte des Säuglings beobachtet. Sollte eine Behandlung der Mutter während der Stillzeit erforderlich sein, ist eine sorgfältige Überwachung des Neugeborenen anzuraten.
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