Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenLangwirkende Eigenschaften einer Lenacapavir-Injektion
Restkonzentrationen einer Lenacapavir-Injektion können über einen längeren Zeitraum (bis zu 12 Monate oder länger) im Kreislauf der Patienten bleiben. Deshalb muss bereits vor der Wahl der Therapie bei der individuellen Nutzen/Risiko-Abwägung sowie bei Absetzen des Arzneimittels die Freisetzung von Lenacapavir über den aktiven Dosierungszeitraum hinaus berücksichtigt werden (siehe Abschnitte «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» (Anwendung anderer Arzneimittel nach dem Absetzen von Lenacapavir), «Schwangerschaft/Stillzeit», «Unerwünschte Wirkungen», «Pharmakokinetik» sowie «Überdosierung»).
Risiko einer Resistenzentwicklung bei Behandlungsabbruch
Bei Abbruch der Behandlung mit Sunlenca muss, wenn möglich, ein alternatives, vollständig supprimierendes, antiretrovirales Regime, spätestens 28 Wochen nach der letzten Injektion von Sunlenca, angewendet werden, um das Risiko für die Entwicklung einer viralen Resistenz zu minimieren.
Bei Verdacht auf virologisches Versagen sollte, wenn möglich, ein alternatives Regime angewendet werden.
Anwendung anderer Arzneimittel nach dem Absetzen von Lenacapavir
Nach Absetzen von Sunlenca können Restkonzentrationen von Lenacapavir über einen längeren Zeitraum im systemischen Kreislauf der Patienten verbleiben. Diese Konzentrationen können die Exposition anderer Arzneimittel (d.h. empfindliche CYP3A-Substrate) beeinflussen, die innerhalb von 9 Monaten nach der letzten subkutanen Dosis von Sunlenca verabreicht werden (siehe Abschnitt «Interaktionen»). Basierend auf den bekannten Metabolismus- bzw. Eliminationsmechanismen, ist es nicht zu erwarten, dass diese Konzentrationen die Exposition anderer antiretroviraler Wirkstoffe beeinflussen, die nach dem Absetzen von Sunlenca verabreicht werden.
Ein möglicher Anstieg der Lenacapavir Restkonzentrationen muss berücksichtigt werden, wenn gleichzeitige starke Inhibitoren von CYP3A, P-gp und UGT1A1 zusammen, (d.h., Substanzen, die alle 3 Signalwege stark hemmen), wie Atazanavir/Cobicistat nach einer Lenacapavir-Unterbrechung verwendet werden.
Immun-Reaktivierungs-Syndrom
Bei Patienten mit HIV und schwerem Immundefekt kann sich zum Zeitpunkt der Einleitung einer antiretroviralen Kombinationstherapie (cART) eine entzündliche Reaktion auf asymptomatische oder residuale opportunistische Pathogene entwickeln, die zu schweren klinischen Zuständen oder zur Verschlechterung von Symptomen führt. Typischerweise wurden solche Reaktionen innerhalb der ersten Wochen oder Monate nach Beginn der cART beobachtet. Entsprechende Beispiele sind unter anderem Cytomegalovirus-Retinitis, generalisierte und/oder lokalisierte mykobakterielle Infektionen und durch Pneumocystis jirovecii verursachte Pneumonie. Jedes Entzündungssymptom ist zu bewerten; falls notwendig, ist eine Behandlung einzuleiten.
Es liegen auch Berichte über Autoimmunerkrankungen (wie z.B. Morbus Basedow und Autoimmunhepatitis) vor, die im Rahmen einer Immun-Reaktivierung auftraten; allerdings ist der Zeitpunkt des Auftretens sehr variabel und diese Ereignisse können viele Monate nach Beginn der Behandlung auftreten.
Opportunistische Infektionen
Die Patienten sind darauf hinzuweisen, dass Sunlenca oder eine andere antiretrovirale Therapie eine HIV-Infektion nicht heilen kann und dass sie dennoch opportunistische Infektionen und sonstige Komplikationen einer HIV-Infektion entwickeln können. Deshalb ist weiterhin eine kontinuierliche engmaschige klinische Überwachung durch Ärzte, die in der Behandlung von Patienten mit HIV-assoziierten Erkrankungen erfahren sind, erforderlich.
Gleichzeitige Anwendung mit anderen Arzneimitteln
Die gleichzeitige Anwendung mit Arzneimitteln, die moderate CYP3A- und P-gp-Induktoren sind (z.B. Efavirenz, Rifapentin und Rifabutin) ist nicht empfohlen (s. «Interaktionen»).
Reaktionen an der Injektionsstelle bei unsachgemässer Verabreichung
Eine unsachgemässe Verabreichung (intradermale Injektion) wurde mit schweren Reaktionen an der Injektionsstelle in Zusammenhang gebracht, einschliesslich Nekrose und Ulkus. Sunlenca Injektionen dürfen nur subkutan verabreicht werden (s. «Dosierung/Anwendung»).
Sich langsam oder nicht zurückbildende Knötchen und Verhärtungen an der Injektionsstelle
Die Anwendung von Sunlenca kann zu lokalen Reaktionen an der Injektionsstelle (injection site reactions, ISR) führen, einschliesslich Knötchen und Verhärtungen (Indurationen). Patienten sollten vom medizinischen Fachpersonal über die Möglichkeit informiert werden, dass die Rückbildung von Knötchen und Verhärtungen (Indurationen) an der Injektionsstelle länger als bei anderen ISR dauern kann oder dass sie sich gar nicht zurückbilden. Bei 10 % der Teilnehmenden der CAPELLA-Studie bildeten sich die Knötchen, die mit den ersten Sunlenca-Injektionen assoziiert waren, nach einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 554 Tagen nicht zurück (s. «Eigenschaften/Wirkungen»). Hingegen hatten sich alle Indurationen zurückgebildet (s. «Unerwünschte Wirkungen»). Es ist bisher nicht vollständig geklärt, welcher Mechanismus bei einigen Studienteilnehmern ursächlich für das Fortbestehen von Knötchen an der Injektionsstelle war. Dies könnte jedoch mit dem subkutanen Arzneimitteldepot und einer damit assoziierten Fremdkörperreaktion an der Injektionsstelle in Zusammenhang stehen. Nicht abklingende ISR sind klinisch zu überwachen.
Hilfsstoffe
Sunlenca enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Injektion oder Filmtablette, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
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