Eigenschaften/WirkungenATC-Code
N05CH01. Hypnotika und Sedativa, Melatonin-Rezeptor-Agonisten
Wirkungsmechanismus
Es wird angenommen, dass die Aktivität von Melatonin an den MT1-, MT2- und MT3-Rezeptoren zu dessen schlaffördernden Eigenschaften beiträgt, da diese Rezeptoren (v.a. MT1 und MT2) an der Regulierung des zirkadianen Rhythmus und des Schlafes beteiligt sind.
Pharmakodynamik
Melatonin ist ein in der Zirbeldrüse produziertes Hormon, das mit dem Serotonin strukturverwandt ist. Die Melatoninsekretion steigt kurz nach Einbruch der Dunkelheit an, erreicht ihr Maximum zwischen 02:00 und 04:00 Uhr morgens und fällt im Lauf der zweiten Nachthälfte wieder ab. Melatonin ist an der Kontrolle des zirkadianen Rhythmus und der Anpassung an den Licht-Dunkel-Zyklus beteiligt. Es ist ebenfalls assoziiert mit einer sedativen Wirkung und einer Erhöhung der Schlafneigung.
Pharmakodynamische Wirkungen
Melatonin hat eine hypnotische/sedative Wirkung und erhöht die Schlafneigung. Melatonin kann, wenn es vor oder nach dem nächtlichen Höhepunkt der Melatoninsekretion verabreicht wird, den zirkadianen Rhythmus der Melatoninsekretion beschleunigen bzw. verzögern. Die Verabreichung von Melatonin beim Zubettgehen (zwischen 22:00 und 24:00 Uhr) am Zielort nach schnellen transmeridianen Reisen (Flugreisen) beschleunigt die Resynchronisation des zirkadianen Rhythmus von der „Abflugzeit“ zur „Zielzeit“ und lindert insgesamt die als Jetlag bekannten Symptome, die als Folge dieser Desynchronisation auftreten.
Klinische Wirksamkeit
Typische Symptome eines Jetlags sind Schlafstörungen, Müdigkeit und Erschöpfung während des Tages, aber auch leichte kognitive Beeinträchtigungen, Reizbarkeit und Magen-Darm-Störungen können auftreten.
Ein Jetlag ist umso schwerer, je mehr Zeitzonen überquert wurden, und ist i.d.R. schlimmer bei Reisen in Richtung Osten. In acht von zehn klinischen Studien wurde festgestellt, dass Melatonin, das kurz vor der angestrebten Schlafenszeit am Zielort (22-0 Uhr) eingenommen wurde, den Jetlag nach Flugreisen über mindestens fünf Zeitzonen reduzierte. Der Nutzen ist wahrscheinlich umso grösser, je mehr Zeitzonen durchquert werden, und geringer bei Reisen nach Westen. Tägliche Melatonin-Dosierungen zwischen 0,5 und 5 mg sind ähnlich wirksam, abgesehen davon, dass man nach 5 mg schneller einschläft und besser schläft als nach 0,5 mg.
Klinische Studien haben ergeben, dass Melatonin die von den Patienten empfundenen Jetlag-Symptome insgesamt um ~44 % reduziert und die Dauer des Jetlags verkürzt. In 2 Studien von Flugreisen über 12 Zeitzonen reduzierte Melatonin effektiv die Dauer des Jetlags um ~33 %.
Wenn Melatonin zum falschen Zeitpunkt eingenommen wird, besteht die Gefahr, dass die Wirkung ausbleibt oder dass es bei der Resynchronisation des zirkadianen Rhythmus/des Jetlags zu Nebenwirkungen kommt. Deshalb sollte Mellozzan nicht vor 20:00 Uhr oder nach 04:00 am Zielort eingenommen werden.
Pädiatrie
Die Behandlung mit Melatonin wurde in einer 4-wöchigen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie an 105 Kindern im Alter von 6-12 Jahren mit ADHS und chronischen Einschlafstörungen untersucht. Die Teilnehmenden erhielten Melatonin (3 mg bei einem Körpergewicht <40 kg [n = 44] oder 6 mg bei einem Körpergewicht >40 kg [n = 9]) in Tabletten mit sofortiger Freisetzung oder ein Placebo.
Der mittels Aktigraphie geschätzte durchschnittliche Zeitpunkt des Schlafeintritts wurde unter Melatonin um 26,9 ± 47,8 Minuten vorverlegt, wohingegen es zu einer Verzögerung von 10,5 ± 37,4 Minuten unter Placebo kam (p < 0,0001). 48,8 % der mit Melatonin behandelten Kinder zeigten eine Vorverlegung des Schlafeintritts um >30 Minuten, verglichen mit 12,8 % unter Placebo (p = 0,001). Es zeigte sich eine Verlängerung der durchschnittlichen Gesamtschlafdauer um 19,8 ± 61,9 Minuten unter Melatonin und eine Verkürzung um 13,6 ± 50,6 Minuten unter Placebo (p < 0,001). Im Vergleich zur Placebogruppe zeigte die Melatoningruppe eine Verringerung der Schlaflatenz (p = 0,001) und eine Steigerung der Schlafeffizienz (p = 0,01). Die im Schlafprotokoll erfasste mittlere Punktzahl für Einschlafschwierigkeiten verringerte sich um 1,2 ± 1,3 Punkte (35,3 % gegenüber Baseline) mit Melatonin und um 0,1 ± 0,8 Punkte (4,3 % gegenüber Baseline) mit Placebo (p < 0,0001).
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